Jobprofil: Usability-Experte

Um die Benutzbarkeit von Webseiten und Geräten zu optimieren, brauchen Usability-Experten raffinierte Methoden – und viel Überzeugungskraft.

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Von
  • Peter Ilg

Um die Benutzbarkeit von Webseiten und Geräten
zu optimieren, brauchen Usability-Experten raffinierte Methoden – und viel Überzeugungskraft.

Kaum ein Mensch mag Formulare. Daran kann auch Julian Siehl nichts ändern. Doch er sorgt dafür, dass die Begegnung mit Formblättern – ob auf Papier oder am Bildschirm – möglichst kurz und schmerzlos verläuft. Als Usability-Experten stehen ihm dabei einige Tricks zu Gebote. „Allein durch den Aufbau einer Website“, sagt Siehl, „können wir die Augen des Lesers so führen, dass der nächste Schritt klar ist.“

Siehl weiß, wohin Menschen zuerst schauen, was sie wie am besten wahrnehmen, und wie umfangreich Informationen sein dürfen, damit sie im Kurzzeitgedächtnis bleiben. Das hat er im Psychologie-Studium mit den Schwerpunkten „Mensch-Maschine-Interaktion“ und „Informationswissenschaften“ gelernt. Nun ist Siehl bei der 1&1 Internet AG für die Benutzbarkeit der Seiten Web.de, GMX sowie 1&1 verantwortlich.

Zu seinen Werkzeugen gehört das sogenannte Eye-Tracking und lautes Denken. Im Usability-Labor müssen Versuchspersonen etwa Web-Eingabemasken ausfüllen. Dabei zeichnet eine Kamera die Blickrichtung auf; zugleich sagen die Probanden, was sie gerade denken. „Das hilft uns zu erkennen, welche Elemente übersehen werden, welche viel oder gar zu viel Aufmerksamkeit bekommen, und ob die Struktur der Seite ihre Nutzbarkeit unterstützt oder eher stört“, sagt Siehl. Erst nach diesem Check und eventuellen Korrekturen wird die Anwendung fertig programmiert.

Nach Auskunft der German Usability Professionals’ Association gibt es heute rund 2000 bis 3000 – meist angestellte – Spezialisten in Deutschland, die sich mit der Benutzerfreundlichkeit unterschiedlicher Produkte beschäftigen. Fast 90 Prozent haben ein Studium in den Bereichen Design, Psychologie, Medien, Informatik oder BWL absolviert.

Neben fachlichen Kompetenzen brauchen Usability- Experten vor allem kommunikative Fähigkeiten, denn Benutzerfreundlichkeit muss innerhalb einer Firma erst durchgesetzt werden. „Usability ist ein Überzeugungsjob, bei dem man Argumente braucht, warum etwas geändert werden soll“, sagt Siehl. Er und seine Kollegen haben gewonnen, wenn sogar Computeranwendungen Spaß machen.

Steckbrief Usability-Experte
Ausbildung Meist Design-, Psychologie- oder medienwissenschaftliches Studium. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik bietet eine zertifizierte Ausbildung an (http://usability- ausbildung.fit.fraunhofer.de).
Arbeitsmarktlage Steigender Bedarf
Verdienst Einstiegsgehalt rund 41.000 Euro
Weitere Informationen Berufsverband der deutschen Usability und User Experience Professionals,
http://gc-upa.de (wst)