SCO: An der GPL muss sich für ihr Überleben etwas ändern

Chris Sontag, Vice President Intellectual Property SCO, und Darl McBride, Chef von SCO, äußerten sich gegenüber c't/heise online über die Ursprünge des angeblich geklauten Codes in Linux und den weiteren Verlauf des Rechtsstreits.

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Von
  • Jürgen Kuri

In dem Streit, ob möglicherweise Code-Bestandteile aus der Unix-Entwicklung in Linux eingeflossen und damit Rechte von SCO verletzt worden sind, ist wieder Bewegung gekommen. Nach ersten öffentlichen Demonstrationen von SCO, die den Transfer von Unix-System-V-Code nach Linux beweisen sollen, rücken Kommentare im Code und ein von SCO ursprünglich nur in Altgriechisch gehaltener Code in den Mittelpunkt des Interesses. (Siehe dazu: SCO sagt der Open Source den Existenzkampf an, SCO vs. Linux: /* Der Beweis und seine Folgen */ und SCO vs. Linux: Gnothi seauton).

Im Gespräch mit c't/heise online äußerten sich Chris Sontag, Vice President Intellectual Property SCO, und Darl McBride, Chef von SCO, über die Ursprünge des angeblich geklauten Codes, den weiteren Verlauf des Rechtsstreit und die Situation der Firma SCO. Sontag bestätigte, dass der gezeigte Code nicht von IBM stammt, McBride ergänzte dann: "Richtig, es waren Beispiele für buchstabengetreues Kopieren aus Unix in Linux, die bei SGI vorgekommen sind."

Sontag wies den Vorwurf zurück, die Code-Teile reichten wesentlich weiter zurück als die SCO-Rechte an Unix: "Das ist ganz falsch. Wir besitzen sämtlichen Dateien dieses Codes mit dem kompletten Stammbaum in allen Versionen bis zurück zum Ursprung 1969. Wir haben sämtliche Bänder und alle Versionen des Codes durchforstet. Der fragliche Code stammt aus genau der Version von Unix System V, die wir per unterschriebenem Vertrag an SGI lizenziert und geliefert haben. Diese Version stand dem Lizenznehmer zur Verfügung und sie war niemals in BSD oder anderen Releases. Und die buchstabengetreue Kopie des Codes aus dieser Datei findet sich in Linux. Auf solche flagraten Verstöße wollen wir aufmerksam machen."

Ob nun etwa auch SGI mit einer Klage rechnen muss, darauf wollte sich SCO-Chef McBride nicht festlegen: "Auf der sicheren Seite sind sie jedenfalls nicht. Aber wir konzentrieren uns derzeit voll auf den IBM-Fall, das nimmt schon genug Energie und Ressourcen bei uns in Anspruch." Die Brücken zur Open-Source-Szene wollte McBride aber nicht vollständig abbrechen: "An der GPL muss sich etwas ändern oder sie wird auf Dauer nicht überleben. Ich habe mit vielen Vertretern der Open-Source-Seite darüber schon diskutiert. Das Spektrum der Ansichten ist dabei sehr breit. Sagen wir mal so: Mit einigen konnte ich ganz vernünftig darüber diskutieren, dass eine Software-Firma Geld verdienen muss. Aber nicht mit allen konnte ich einen gemeinsamen Nenner finden."

Die vollständigen Interviews mit Chris Sontag und Darl McBride von SCO bringt c't aktuell: (jk)