WDR-Intendant setzt sich vehement für MHP ein
Fritz Pleitgen meint, es fehle der politische Wille, die Multimedia Home Plattform als einheitlichen Fernsehstandard bei Settop-Boxen für Digital-TV durchzusetzen.
WDR-Intendant Fritz Pleitgen fordert neue Initiativen zur Einführung von MHP (Multimedia Home Plattform) als einheitlichen Standard bei Settop-Boxen für Digital-TV in Deutschland und Europa. Es fehle "der durchschlagende politische Wille, die vorhandenen Mittel zur Markteinführung von MHP einzusetzen", bemängelte Pleitgen heute in einer Rede auf der IFA in Berlin. Die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zur Förderung von MHP werde von der Bundesregierung "in unverantwortlicher Weise nicht zur Kenntnis genommen".
Den Landesmedienanstalten warf Pleitgen vor, bisher keine konkreten Schritte zur Durchsetzung von MHP unternommen zu haben. Und auch die Kabelnetzbetreiber bekommen ihr Fett weg: Ihre Ankündigung zur Einführung von digitalen Kabelempfangsgeräten "jenseits von MHP" lasse nichts Gutes erwarten. Hier seien die Mediengesetzgeber dringend an ihre Verpflichtung zu erinnern, im digitalen interaktiven Fernsehen "vollumfängliche Interoperabilität" herzustellen. ARD und ZDF wollen Anfang 2004 ihre interaktiven Serviceangebote von OpenTV auf MHP umstellen.
Der WDR-Intendant wischt Einwände weg, MHP sei nicht refinanzierbar. "Wie ich höre, soll Murdoch mit BskyB beträchtliche Gewinne mit interaktivem Fernsehen einstreichen. Die Rede ist von 218 Millionen Pfund Jahresumsatz und zweistelligen Zuwachsraten." Obwohl von niemandem in Frage gestellt werde, dass MHP der beste digitale Fernsehstandard sei, versuche mancher "seine eigene Tour zu gehen". Dadurch könne sich ein Fehler wiederholen, wie zum Beispiel jener, "als uns in Deutschland die untaugliche d-box als proprietärer Standard aufgezwungen werden sollte", kritisierte Pleitgen. (anw)