IFA

Musikindustrie sieht noch kein Ende der Talfahrt

Der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände ist sich sicher: "Die Zukunft des Musikhörens liegt in geschützten Umgebungen."

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Die deutsche Musikindustrie sieht derzeit noch kein Ende der Abwärtsentwicklung. "Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht", sagte Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände, am Mittwoch in seiner Rede auf der Internationalen Funkausstellung (IFA ). Die Branche werde in diesem Jahr einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erzielen, ein Niveau wie 1990. "Wir haben 13 Jahre verloren", beschrieb er die Situation. Natürlich hat Gebhardt die Schuldigen wie üblich bereits im Visier: Ein Grund sei das illegale Kopieren von Musiktiteln. In Ladenpreise hochgerechnet müsste der Umsatz der Branche eigentlich bei rund fünf Milliarden Euro liegen, erläuterte Gebhardt. "Zur Geschichte der Musiktechnik gehört seit einigen Jahren maßgeblich der CD-Brenner." Und der habe wesentlich dazu beigetragen, dass sich die positive Absatzentwicklung regelrecht umgedreht habe.

Abhilfe kennt der Vorsitzende der Branchen-Lobby aber ebenfalls: Gebhardt forderte eine schnelle Inkraftsetzung des neuen Urheberrechts. "Jeder Tag ohne gesetzliche Regelung kostet extrem viel Geld." Das Gesetz sei notwendig zum Schutz vor dem illegalen Ăśberspielen von Musik, denn es werde nun verboten sein, Kopierschutz zu knacken.

Für einen besseren Kopierschutz will die Musikbranche zudem den Dialog mit den Geräteherstellern verbessern: "Phonowirtschaft und Geräteindustrie sind aufeinander angewiesen und gemeinsam erfolgreich." Gebhardt ist sich sicher: "Die Zukunft des Musikhörens liegt in geschützten Umgebungen." Heute seien schon viele CDs kopiergeschützt und es würden immer mehr: "Solange das Schutzsystem aber ausschließlich als Teil des technisch nun schon zwanzig Jahre alten Tonträgers funktioniert, ist es unflexibel und starr", beschrieb der Manager seine Wünsche für ausgedehntere Schutzsysteme und Rechteverwaltungen. Man werde schon mittelfristig Geräte kaufen können, die "kopiergeschützte Inhalte erkennen und aktiv unterstützen". Inhalte würden wirksamer geschützt als heute, wobei gleichzeitig die Kompatibilität bei den Geräten erhöht werde. Und zusätzlich werde auch durch die Möglichkeit, "individuelle Nutzungsoptionen" freizuschalten, "die Innovationskraft beider Wirtschaftsbereiche" gefördert, meinte Gebhardt.

Als Wachstumsmarkt sieht Gebhardt in einigen Jahren kostenpflichtige Musikangebote im Internet, auch wenn sie der CD nicht den Rang ablaufen würden. Der Download von Musik könne aber zwischen 20 und 30 Prozent des Umsatzes bringen, hofft Gebhardt. Allerdings nannte er ebenfalls noch keinen konkreten Termin für das gemeinsame Online-Musikangebot der deutschen Branche, das nach bisherigen Angaben im Herbst Internet-Anbietern für eigene Musikdienste zur Verfügung stehen soll. Erfreulich nannte Gebhardt immerhin die Entwicklung der DVD. In diesem Jahr würden etwa sechs Millionen DVDs mit Musiktiteln verkauft werden. (jk)