Eclipse und Sun nähern sich an
Das Konsortium hinter der quelloffenen Entwicklungsumgebung Eclipse will sich von seinem Gründer IBM unabhängig machen -- in der Hoffnung, Sun doch noch mit ins Boot zu holen.
Das Konsortium hinter der quelloffenen Entwicklungsumgebung Eclipse will sich von seinem Gründer IBM unabhängig machen -- in der Hoffnung, Sun doch noch mit ins Boot zu holen. Der Eclipse-Vorsitzende und IBM-Angestellte Skip McGaughey bestätigte die Umstrukturierung gegenüber US-Medien. Ziel sei es, das Projekt innerhalb der nächsten drei Monaten auf eigene Füße zu stellen.
Eclipse hofft, mit geänderter Satzung weitere Mitglieder zu gewinnen, die bisher davor zurückschreckten, an einem von IBM geführten Projekt teilzunehmen. Unter neuen Bedingungen erwägt sogar Sun, bei Eclipse mitzumachen, bestätigte das Unternehmen. Allerdings diskutiere man noch einige Feinheiten, wie etwa die Wahl eines anderen Namens für die Software. Sun stört sich offenbar am Bild der "Sonnenfinsternis", die den Java-Schöpfer überschatten könnte.
So besteht immerhin nun die Chance, dass sich zwei zerstrittene Lager der Java-Gemeinde versöhnen. Bisher hatte Sun das Eclipse-Projekt aus politischen und technischen Gründen boykottiert. Mit der eigenen Open-Source-Programmierumgebung NetBeans verfolgt Sun fast dieselben Ziele wie Eclipse. Beide Projekte entwickeln eine quelloffene, kostenlose Java-Umgebung, die Programmierern als beliebig erweiterbarer Werkzeugkasten dient. Als Plug-ins lassen sich die Tools verschiedener Hersteller einbinden. Der von Sun geführte Java Community Process arbeitet bereits an der Definition einer einheitlichen Plug-in-Schnittstelle für Java-IDEs.
Ein weiterer Zankapfel zwischen IBM und Sun ist die Wahl der Oberflächenbibliothek. Das Eclipse-Projekt hat in Eigenregie das Standard Widget Toolkit (SWT) entwickelt, das unter den verschiedenen Betriebssystemen die jeweils nativen Bildschirmelemente verwendet. NetBeans präsentiert sich dagegen mit der Standard-Bibliothek Swing, die jeden Knopf mit einer eigenen plattformneutralen Java-Routine zeichnet.
Wenn die Werkzeugmacher ihre Streitigkeiten beilegen, kommen alle Beteiligten dem erklärten Ziel näher, eine einheitliche Programmierumgebung zu schaffen, die mit Microsofts Visual Studio konkurrieren kann. (kav)