Studie: Fast 50 Prozent der "Web-Aktiven" für Kulturflatrate

Eine repräsentative Umfrage unter 6,7 Millionen Powernutzern hat ergeben, dass knapp die Hälfte davon eine Pauschalgebühr im Gegenzug zur Freigabe privater Kopien per Filesharing akzeptieren würden.

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Eine repräsentative Online-Umfrage unter 6,7 Millionen Powernutzern hierzulande hat ergeben, dass knapp 50 Prozent davon eine Pauschalgebühr im Gegenzug zur Freigabe privater Kopien über Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) akzeptieren würden. "Fast die Hälfte der Befragten ist für eine Kulturflatrate zu gewinnen", sagte Hergen Wöbken vom Institut für Strategieentwicklung (IFSE) an der Universität Witten-Herdecke. Er stellte die Ergebnisse auf einem Branchenforum zu "Prävention und Aufklärung" der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) in Berlin am heutigen Dienstag vor. Diese Nutzergruppe halte zugleich aber auch Filesharing überhaupt nicht mehr für so wichtig, führte Wöbken weiter aus: "Es wird selbstverständlich, dass man auf alles Zugriff hat." Daher brauche man nicht mehr alle Inhalte auf dem eigenen PC.

Das IFSE befragte im Sommer Angehörige der Gruppe der sogenannten "Web-Aktiven", die sich laut Wöbken überproportional stark im Internet bewegen und einen Großteil der nutzergenerierten Inhalte auf Blogs, sozialen Netzwerken oder Twitter produzieren. Dieser Teil der Netzgemeinde halte illegales Kopieren geschützter Inhalte für ein akzeptiertes Phänomen und praktiziere dies selbst vor allem bei Musik und weniger häufig bei Filmen. Der Umfang der illegalen Kopien sei dabei nach Angaben der Befragten in den vergangenen Jahren gleich geblieben beziehungsweise eher gesunken.

Der Begriff "Raubkopierer" stört Wöbken zufolge den "überwiegenden Teil" der Power-User trotz dieses Verhaltens. Ein Drittel habe eher ein mulmiges Gefühl bei der Nutzung oder Anfertigung illegaler Kopien. 60 Prozent der Befragten lehnten zudem Werbekampagnen zum Thema wie etwa "Raubkopierer sind Verbrecher" ab. Zudem seien 71,6 Prozent gegen die Nutzung von Verbindungsdaten, um Urheberrechtsverletzungen zu verfolgen.

Allgemein geht der Forscher davon aus, dass es in einigen Jahren "so viele freie Inhalte gibt, dass wir nicht mehr über Raubkopien sprechen". Bis dahin würden aber noch "am laufenden Band" traditionelle Geschäftsmodelle der Unterhaltungsindustrie wie etwa die Auswertung von Filmen über verschiedene Zeitfenster für Kino, DVD, Fernsehen und Online "erodieren". Der Filmwirtschaft legte Wöbken ans Herz, rasch legale Angebote zu schaffen, "mit denen man unter den Bedingungen des Internets noch Geld verdienen kann". Die Online-Befragung ist Teil einer größeren Fortsetzungsstudie zur "Digitalen Mentalität", die das Forschungsinstitut derzeit durchführt. Den ersten Teil der Untersuchung von 2004 zum "Massenphänomen Raubkopien" hatte Microsoft bezahlt. Für die aktuellen Studien hat das IFSE eine unabhängige Finanzierung gewählt. (jk)