JAX 2009: stetige Weiterentwicklung des Themenspektrums

Die JAX hatte vom 20. bis 24. April 2009 in Mainz ihre Tore geöffnet, und mehr als 1700 Teilnehmer kamen. Die Veranstaltung läuft unter dem Slogan "Konferenz für Java, Enterprise-Architekturen und SOA" - und das zu Recht.

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Von
  • Lars Röwekamp
Inhaltsverzeichnis

Die JAX-Entwicklerkonferenz hatte vom 20. bis 24. April 2009 in Mainz ihre Tore geöffnet, und mehr als 1700 Teilnehmer kamen. Längst vorbei ist die Zeit, als das Akronym JAX noch für Java, Apache und XML stand. Mittlerweile trägt die Veranstaltung den Untertitel "Konferenz für Java, Enterprise-Architekturen und SOA (serviceorientierte Architekturen)" – und das zu Recht.

Um der Themenvielfalt der Felder Java, Enterprise-Java, OSGi, domänenspezifische Sprachen (DSLs (Domain-Specific Languages)), Agile, Software-Architekturen, Webentwicklung und Qualitätskontrolle gerecht zu werden, besteht der Event aus drei parallel veranstalteten Konferenzen – JAX, SOACON und Eclipse Forum Europe. Die Konferenzbesucher müssen sich nicht auf eine festlegen, sondern können beliebig zwischen den rund 220 Sessions der drei Veranstaltungen wechseln.

Zur besseren Orientierung hatten die Veranstalter sinnvolle Kombinationen von Sessions zu moderierten "Special Days" zusammengefasst. Insgesamt 14 solcher bekamen die Teilnehmer zu Themen wie JavaServer Faces (JSF), OSGi, Agile, Spring, Groovy, Ruby on Rails und SOA/Business Process Management (BPM) präsentiert. Sogar ein auf die Bankenbranche fokussierter Finance Day war im Angebot und zeigte Lösungen für den aus Sicht der Experten notwendigen Wandel in der Banken-IT. Den Ausrichtern ist es gelungen, durch eine gute Mischung aus Mainstream- und Spezialthemen sowohl den allgemein Interessierten als auch den Experten zufrieden zu stellen.

Als durchweg positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass es sich bei den meisten Vorträgen nicht um gesponserte Sessions handelte und die Sprecher somit unabhängig auftraten. Dies führte dazu, dass die Referenten Techniken kritisch betrachteten. So wies Peter Roßbach in seinem Vortrag zum Thema "Servlet API 3.0" darauf hin, dass es je nach Kontext durchaus sinnvoll sein kann, sich in einem Webprojekt auf die reinen Java-Bordmittel zu verlassen und Abstand zu teilweise überproportionierten Webframeworks zu nehmen. Ein anderer Vortrag zum Thema "Java goes RIA: JavaFX" beurteilte den aktuellen Stand von Suns RIA-Technik mit "bereit zum Ausprobieren und Kennenlernen, aber nicht für den produktiven Einsatz". Im SOA-Lager wurde davor gewarnt, mit überdimensionierten Tools "auf Spatzen zu schießen", und geraten, einen Blick auf die Open-Source-SOA-Fraktion zu werfen.

Neil Ford nähert sich Softwarearchitekturen von der philosophischen Seite

(Bild: Software & Support Verlag)

"Was bekommt man, wenn man vier Enterprise-Java- und vier Ruby-on-Rails-Entwickler in einem Projekt zusammenarbeiten lässt? – Acht Rails-Entwickler." Mit diesem Witz hausierte Michael Johann, bekennender Java-to-Rails-Umsteiger, für das Webframework. Wenn auch als Scherz gemeint, spiegelt der Witz die aktuelle Verunsicherung im Java-(Web-)Umfeld wider. Die zahlreichen Frameworks scheinen immer mächtiger – und somit leider immer unbeherrschbarer – zu werden. Letztlich sind sie nicht selten nur Workarounds für Mängel in den unterschiedlichen Java-Spezifikationen. Alternative Techniken wie Rails agieren nach dem Motto "Reduce to the max" und zeigen der Java-Community, wie es auch gehen kann. Entsprechend gut besucht waren die Sessions zu Rails und des "Groovy & Grails Expert Day".

Schade nur, dass die Experten wieder und wieder auf ihre schöne "neue Welt" als Alternative zu Java hinweisen und betonten, wie viel weniger Code man für das Erreichen eines bestimmten Ziels in der "neuen Welt" benötigt. Nur selten deuteten sie – wie im Falle der Integration zwischen JRuby und Java EE – auf die guten Ergänzungsmöglichkeiten von Java in Verbindung mit domänenspezifischen Sprachen hin. An dieser Stelle fühlte sich der eine oder andere Java-Veteran an alte Zeiten erinnert, in denen er "sein" Java gegen damals etablierte Programmiersprachen verteidigen musste.

Charles Nutter zum Status quo von JRuby

(Bild: Software & Support Verlag)

Die Keynotes der JAX waren interessant und informativ, was an der guten Auswahl der Keynote-Sprecher lag: Brian Kim (Liferay), Neal Ford (ThoughtWorks), Klaus Alfert (Zühlke) und Charles Nutter (Sun). Hervorzuheben ist inbesondere die Keynote des letzten Veranstaltungstags, da diese ein wenig anders ausfiel: Program Chair Sebastian Meyen bat IT-Experten auf die Bühne und ließ sie in offenem Schlagabtausch das Für und Wider ihres jeweiligen Spezialgebiets erläutern. Adam Bien stellte gewohnt locker die Vorzüge von Enterprise JavaBeans (EJB) 3.0 wie "Convention over Code" heraus und verdeutlichte, dass der Glaubenskrieg "EJB versus Spring/Hibernate" wenig sinnvoll ist, da Entwickler gefälligst die jeweils beste Lösung für ein vorliegendes Problem wählen sollten. "Nicht die Technik ist das Problem, sondern die Architektur. Eine EJB-Anwendung muss nicht 20 Schichten besitzen", so Bien.

Thilo Frotscher nutzte seinen Auftritt, um zu verdeutlichen, dass lose gekoppelte Systeme durchaus sinnvoll sind, nur heute Entwickler leider viel zu schnell und unüberlegt auf Webservice-Techniken à la SOAP zurückgreifen. Es sei durchaus die Frage erlaubt, aus welchem Grund zwei Java-Systeme via Webservice miteinander zu verbinden sind, da es nachweislich bessere Methoden dafür gibt – zum Beispiel die direkte Kopplung der Systeme via Java Remote Method Invocation (RMI). Auch führe häufig fehlendes Fachwissen zu Webservices, die ihr eigentliches Ziel, die lose Kopplung, verfehlen und ungewollt eine zu starke Protokollabhängigkeit besitzen.

Die JAX hat sich in den letzten Jahren von einer netten kleinen Entwicklerkonferenz – wer erinnert sich noch an Mörfelden-Walldorf? – zu einer der großen europäischen Konferenzen für Enterprise-Java entwickelt. Zu verdanken ist das der stetigen Weiterentwicklung des Themenspektrums, ohne die Zielgruppe(n) aus den Augen zu verlieren. Alles in allem: eine sehr gelungene Veranstaltung, die Lust auf das nächste Jahr macht – wieder im April und in Mainz.

Lars Röwekamp
ist Gründer des IT-Beratungs- und Entwicklungsunternehmens OpenKnowledge GmbH und beschäftigt sich mit der eingehenden Analyse und Bewertung neuer Software- und Techniktrends. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt derzeit auf den Bereichen Enterprise und Mobile Computing, wobei neben Design- und Architekturfragen insbesondere die Real-Life-Aspekte im Fokus seiner Betrachtung stehen.
(ane)