Disney testet Wegwerf-DVD

Nach US-Presseberichten beginnt Disney heute in vier amerikanischen Städten einen Testlauf mit DVDs, die sich nach 48 Stunden selbst zerstören.

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Von
  • Nico Jurran

Nach US-Presseberichten beginnt Disney heute in vier amerikanischen Städten einen Testlauf mit DVDs, die sich nach 48 Stunden selbst zerstören. Als erstes Studio setzt Disney damit die EZ-D genannt Technik der Firma Flexplay ein. Die Discs, die für 6,99 US-Dollar in Supermärkten und Drogerien angeboten werden sollen, sollen dem Käufer die bei Miet-DVDs nötige Rückgabe ersparen.

Die Flexplay DVD erkennt man an einer rot gefärbten Datenunterseite. Diese besteht aus einem speziellen Polycarbonat, durch das Sauerstoff aus der Luft nur in einer bestimmten Rate diffundiert. Durch den Sauerstoff oxidiert nach einiger Zeit der Bonding-Kleber, der die beiden Layer der DVD verbindet. Der Bonding-Kleber verdunkelt sich, sodass die Daten (Pits und Lands) -- die anders als bei herkömmlichen DVDs nicht auf dem unteren Layer, sondern auf dem oberen Layer vorhanden sind -- nicht mehr gelesen werden können: Die Disc verfärbt sich schwarz. Laut Flexplay lässt sich die Zeit, nach der die Disc nicht mehr gelesen werden kann, zwischen 8 und 48 Stunden frei wählen.

Neu ist diese Idee der DVD mit Verfallsdatum nicht: Nach dem Scheitern des Pay-per-Viewing-Period-Systems Divx (von dem der Video-Codec seinen Namen erbte) mit verschlüsselten DVDs und speziellen DVD-Playern, wurden immer wieder entsprechende Ideen präsentiert. So stellte das US-Unternehmen SpectraDisc, eine Tochter von Spectra Systems, bereits vor mehreren Jahren ein Verfahren vor, bei der ein auf die Scheibe aufgetragener lichtempfindlicher Kunststoff auf die Laserbestrahlung im Player reagiert und so nach einiger Zeit das Auslesen unmöglich macht. Der Nachteil dieses Verfahrens liegt vor allem darin, dass mehrmals hintereinander abgespielte Lieblingsszenen früher zerstört werden als der Rest der DVD. Bereits Anfang 2000 präsentierte SpectraDisc dann die Wegwerf-DVD, die auf Sauerstoff reagiert. Das Unternehmen erhielt darauf das Patent auf Einweg-DVDs und -CDs, die mit einem nur ein tausendstel Millimeter dicken, durchsichtigen Kunststoff überzogen sind und in eine Vakuumverpackung eingeschweißt werden. Anfang Januar wurde SpectraDisc dann komplett von Flexplay aufgekauft.

Bitter stößt die Idee von der Wegwerf-DVD oder -CD bei Umweltschützern auf: "In Europa müsste man sie recyclingfähig machen und entsprechende Sammel- und Recyclingsysteme organisieren, da sie anderenfalls gegen die europäische Elektronikschrott-Verordnung verstößt", erinnert Mike Childs von der Umweltschutzorganisation "Friends of the Earth". Kritiker verweisen zudem auf die weiterhin bestehende Möglichkeit, von der EZ-D eine Kopie zu ziehen -- die dann zeitlich unbegrenzt abgespielt werden kann. (nij)