IBC: High-Speed-Internet über DVB-T

Außerhalb von Ballungsräumen könnte man via Digital Video Broadcasting (DVB) auch Datendienste nutzen.

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Von
  • Nico Jurran

Über den beim terrestrischen Digitalfernsehen eingesetzten DVB-T-Standard ließen sich für Kunden in dünn besiedelten Gebieten High-Speed-Internet-Anschlüsse realisieren. So sieht es das Unternehmen Thales Broadcast and Multimedia, das auf der IBC ein passendes Business-Modell für "DVB-T-Internet" präsentiert. Der Transport von Internetdaten via IP ist bereits im DVB-Standard festgelegt (ETSI 301 192 und ETSI TR 101 202).

Nach Angaben von Thales-Projektleiter Pierre Clement lassen sich um einen Low Power Transmitter Nutzdaten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 24 MBit/s in einen Radius von fünf Kilometern übertragen. Selbst wenn sich der High-Speed-Internet-Dienst die Frequenzen mit dem terrestrisch verbreiteten Digitalfernsehen teilen müsste, geht Clement immer noch von einer durchschnittlichen Kapazität von 2 MBit/s aus. Steht die gesamte Datenrate zur Verfügung, schlägt Clement eine Aufteilung in verschiedene "Service Plans" (SP) mit unterschiedlichen garantierten Datenraten vor: User mit SP1-Zugang hätten dabei beispielsweise eine maximale Datenrate von 352 kbit/s, SP2-Nutzer 512 kbit/s und SP3-User 752 kbit/s. Entsprechend sollen von den 24 MBit/s 10 MBit/s für SP1, 8 MBit/s für SP2 und 6 MBit/s für die SP3 reserviert werden.

Jeder dieser SPs würde dabei natürlich nur eine maximale Anzahl registrierter Benutzer zulassen. Die Abschätzung, wann eine kritische Masse erreicht wird, bei der man die beworbene Datenrate nicht mehr garantieren kann beziehungsweise User abweisen muss, ist dabei der eigentliche Knackpunkt. Clement stellt hierbei auf der IBC-Konferenz eine Rechnung auf, wonach gewöhnlich nur 10 Prozent der registrierten Benutzer gleichzeitig mit dem Netzwerk verbunden seien, von denen wiederum nur 10 Prozent "aktiv" seien, also tatsächlich Daten herunterladen. Demnach wären von 1000 registrierten Benutzern nur 10 gleichzeitig online und aktiv -- und würden DVB-T-Bandbreite belegen. Nach Angaben von Thales lägen die Kosten für den Anbieter eines solchen Dienstes etwa im gleichen Rahmen wie die Kosten für ein entsprechendes ADSL-Angebot, ein TV-tauglicher DVB-T-Internet-Receiver könne andererseits für 250 bis 300 Euro angeboten werden.

Das Business-Modell von Thales Broadcast and Multimedia kommt auf der IBC zur rechten Zeit: Gerade kleine Länder sind auf der Suche nach Konzepten, wie sich Gewinn mit DVB-T machen lässt. Ihr Problem liegt unter anderem in dem zu schwachen Angebot an TV-Programmen, die man auf terrestrischem Wege digital ausstrahlen könnte. Immerhin wird DVB-T nach der Meinung von Guiseppe Floresd' Arcais von der spanischen DTV-Gruppe ASIMELEC für den Endkunden erst interessant, wenn mehr als 20 Kanäle im Angebot sind. Im Großraum Berlin, momentan Vorreiter in Sachen DVB-T in Deutschland, herrscht mit 24 Programmen eher drangvolle Enge: Je vier Anbieter bilden ein DVB-Bouquet mit insgesamt 14,75 MBit/s. (nij/ct) / (sha)