Amazon & Co. im Dienst der Marktforschung
Der Wirtschaftsprofessor Austan Goolsbee nutzt die Verkaufshitlisten bei Online-Buchhändlern als Messinstrument fürs Verbraucherverhalten.
Der Wirtschaftsprofessor Austan Goolsbee nutzt die Verkaufshitlisten bei Online-Buchhändlern als Messinstrument fürs Verbraucherverhalten. Nach seinen Erkenntnissen reagieren die Kunden verschiedener Online-Shops unterschiedlich stark auf Preisänderungen für einen Artikel, und zwar nicht nur bei Preisanpassungen durch den Verkäufer, sondern auch beim Vergleich zwischen konkurrierenden Anbietern. Dies widerspricht der These, das Internet schaffe einen Einheitsmarkt mit Preisen, die ausschließlich durch den Konkurrenzdruck reguliert werden.
In einem Aufsatz zitiert Goolsbee Untersuchungen, in denen er die Verkaufszahlen von 18.000 Büchern bei Amazon sowie Barnes & Noble (BN) über einen Zeitraum verfolgte, in dem die beiden Buchhändler mit ihren Kalkulationsmodellen experimentierten. Demnach unterscheiden sich nicht nur die Preise eines Buches bei Amazon und BN meistens um mehr als fünf Prozent, sondern im Studienzeitraum gab es auch bei jedem der Händler Preissprünge von über zehn Prozent. Durch punktuelle Verlegerauskünfte und statistische Betrachtungen rechnete Goolsbee die zum Teil stündlich aktualisierten Ranglistenplätze in geschätzte Verkaufszahlen der ausgewählten 18.000 Bücher um. Die Verkaufszahlen zu mehreren Testzeitpunkten korrelierte der Forscher sodann mit den Vergleichswerten unter anderen Rabattmodellen desselben Händlers sowie den Verkaufserfolgen des jeweils anderen Händlers mit dessen aktueller Preisstaffelung. (hps)