Internet Architecture Board kritisiert VeriSigns Wildcards

Das Netzstandardisierungsgremium empfiehlt VeriSign nachzuweisen, dass die Umleitung von Vertippern bei Domainnamen keine Gefahr für die Stabilität des DNS und das vorhersagbare Verhalten von Anwendungen und Usern darstellt.

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Von
  • Monika Ermert

Das Internet Architecture Board (IAB) hat am Wochenende auf VeriSigns SiteFinder-Service mit einer deutlichen Warnung reagiert. Das Netzstandardisierungsgremium empfiehlt dem Unternehmen nachzuweisen, dass die Umleitung von Vertippern bei Domainnamen keine Gefahr für die Stabilität des DNS und das vorhersagbare Verhalten von Anwendungen und Usern darstellt. Genau das hat VeriSign nicht getan, als es vor einer Woche sämtliche Vertipper für com- und net-Adressen sowie Anfragen nach nicht existierenden Domains auf eine eigene Suchseite umgeleitet hat.

Die Liste der vom IAB notierten Probleme mit VeriSigns SiteFinder ist lang. Sie reicht vom Ausschalten lokaler Fehlermeldungen -- und den damit verbundenen höheren Kosten für die Nutzer im Fall volumenbasierter Accesskosten -- bis hin zu fatalen Verzögerungen oder dem Entfallen von Rückmeldungen bei fehlgeleiteten E-Mails. Besonders kritisch beurteilt das IAB, dass verschiedene Dienste von VeriSigns eigenwilligem Vorgehen in Mitleidenschaft gezogen sind. Krampfhaft hätten Administratoren in aller Welt versucht, die Probleme durch schnelle Insellösungen zu beheben. "All diese Antworten sind verständlich und vorhersagbar, aber sie sind nicht gut", heißt es im IAB-Schreiben, das gar vor einer "Balkanisierung im DNS" warnt.

Grundsätzlich fordert das IAB folgende Regelung: Wer Wildcards in seiner Zone einsetzen wolle, soll das nach Ansicht der IAB-Experten nur mit Einwilligung der Betroffenen innerhalb der Zone tun. Doch davon konnte bei VeriSigns Coup keine Rede sein, Millionen von Nutzer und Administratoren wurden praktisch über Nacht vor vollendete Tatsachen gestellt. "Wir empfehlen, dass jede einzelne Top Level Domain, die Wildcards im Widerspruch zu dieser Regelung einsetzt, diese so schnell wie möglich wieder aus dem Verkehr zieht."

Bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, bei der ebenfalls Beschwerden eingegangen waren, soll vor einer endgültigen Entscheidung der technische Beirat Stellung nehmen. Ein regelrechtes Verbot des SiteFinders kann in erster Linie von hier kommen, zählt doch die Sicherung der Stabilität im DNS zu ICANNs verbrieften Aufgaben. Vorerst fordert man VeriSign auf, freiwillig auf das Angebot zu verzichten. (Monika Ermert) / (anw)