Kinderschutzbund: Filtersoftware allein genügt nicht

Eltern müssen mehr Verantwortung für Kinder zeigen, die im Internet unterwegs sind, fordert Jörg Angerstein vom Deutschen Kinderschutzbund.

vorlesen Druckansicht 289 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Jugendschutz bleibt im Internet weiterhin ein Problem. Das verdeutlicht die von Microsoft heute bekannt gegebene Entscheidung, seine Chat-Foren in Europa und Asien bis zum 14. Oktober einstellen zu wollen. Dass der größte Softwarehersteller der Welt sich nach eigenen Angaben nicht in der Lage sieht, Kinder in seinen Chaträumen etwa vor anzüglichen Angeboten Pädophiler zu schützen, wundert Jörg Angerstein vom Deutschen Kinderschutzbund in Hannover jedoch: "Wir würden gerne helfen." Auf keinen Fall sollte Kindern der Zugang zum World Wide Web vollständig verwehrt werden.

"Allerdings müssen auch Eltern mehr Verantwortung zeigen", fordert Angerstein. Eltern sind demnach verpflichtet, sich über das Tun ihrer Kinder im Internet zu informieren. Dabei sollte nicht die Kontrolle, sondern das gemeinsame Erleben im Vordergrund stehen. Am besten sollten Eltern zusammen mit ihren Kindern surfen. "Dabei kann man den Kindern auch die Vorzüge des Internet zeigen", regt Angerstein an. Und sie erlangen auf diese Weise so genannte Medienkompetenz -- sie lernen, welche Inhalte im Internet sinnvoll sind und welche getrost links liegen gelassen werden können.

Außerdem können Eltern so am ehesten vermeiden, dass ihr Nachwuchs Websites aufruft, die mit ihren Inhalten nicht dazu geeignet sind, zur positiven Entwicklung beizutragen. Dazu zählen beispielsweise Seiten mit rechtsradikalen Botschaften oder pornografischen Darstellungen. In Chat-Räumen besteht darüber hinaus die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche direkt -- zum Beispiel von Pädophilen in anzüglicher Weise -- angesprochen werden, so Angerstein. "Hinzu kommt, dass vor allem jüngere Kinder schneller auch persönliche Daten an unbekannte Personen weitergeben."

Aus der Verantwortung kommen Eltern auch nicht, wenn sie auf dem Rechner eine Filtersoftware installieren. Die meisten dieser so genannten Software-Nannies sind nach Erfahrungen des Kinderschutzbundes nicht wirksam genug. Die Aufsicht durch die Eltern können solche Programme nicht ersetzen. (dpa) / (anw)