Wikipedia-Unmut bei Spendenaktion

Der Streit um Artikellöschungen in der freien Online-Enzyklopädie zieht weitere Kreise: Wikipedia-Kritiker nutzen eine Spendenaktion jetzt als Ventil für ihre Kritik.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Herbert Braun

Gestern startete die Wikimedia Foundation einen ihrer üblichen weltweiten Spendenaufrufe, mit denen sich der gemeinnützige Betreiber der Wikipedia finanziert. Der deutsche Ableger der Online-Enzyklopädie steht allerdings gerade wegen seiner Löschpolitik heftig unter Beschuss, vor allem aus der Blogosphäre – und so nutzen die Wikipedia-Kritiker das Spendenformular, um ihrer Unzufriedenheit über die Admins der freien Enzyklopädie Luft zu machen: Im Spendenticker häufen sich Einträge von Minimalspenden über einen Euro mit hämischen Kommentaren wie "damit weiter zensiert werden kann" oder "eine irrelevante Spende mit einem irrelevanten Kommentar".

Der [Korrektur:] Trägerverein Unterstützerverein, die Wikimedia Deutschland e.V., hat darauf mit einer Löschung einzelner Spendeneinträge reagiert. Da der Verein diese per Einzugsermächtigung erhält, können ihm durch fehlerhafte oder frei erfundene Kontonummern finanzieller Schaden durch Rückbuchungen entstehen. In einem Blogeintrag rechtfertigte sich Wikimedia Deutschland durch den Hinweis, der Verein habe "keinen inhaltlichen, technischen oder redaktionellen Einfluss auf das Projekt" und "beziehe deshalb auch keine Position in der aktuellen Relevanzdebatte".

Viele Gäste und Beobachter einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema haben das offenbar anders empfunden. Die Veranstaltung letzte Woche scheint eher dazu beigetragen zu haben, die Fronten zu verhärten. Während die Admins die Relevanzkriterien für unverzichtbar halten, verweisen die sogenannten Inklusionisten darauf, dass eine Online-Enzyklopädie Platz für alle möglichen Artikel habe (siehe dazu auch diesen c't-Hintergrundartikel). Aus diesen Kreisen gibt es auch neue Ideen für Wikipedia-Forks, zumal die Diskussion teilweise die Züge einer Löschantrags-Fehde zwischen [Korrektur:] Wikipedia-Admins einigen Wikipedia-Aktiven und dem CCC angenommen hat. Auslöser der Debatte war unter anderem die Löschung eines Artikels zum MOGIS-Verein, der bei der Debatte um das Internetsperren-Gesetz im Frühjahr eine wichtige Rolle spielte. (heb)