Smartcards für die U-Bahn in London
Kritiker befürchten die mögliche Überwachung von U-Bahn-Fahrern.
Die Einwohner der britischen Hauptstadt können jetzt den öffentlichen Nahverkehr einfacher benutzen: Nach einer mehrjährigen Umbau- und Testphase an den Verkehrsmitteln und Stationen ist in London eine besondere Smartcard -- die Oyster-Card --als Zahlungsmittel offiziell eingeführt worden. Beim Zugang zu einem Bahnsteig oder einem Bus braucht man die Karte nur noch in 10 bis 20 cm Entfernung an einem Lesegerät vorbeizuführen (das Konzept ähnelt der Zugangskontrolle per Armbanduhr am Skilift in den Alpen), eine Kommunikationsverbindung von etwa 200 ms Dauer wird aufgebaut und die Karte überträgt ihre Daten in das Lesegerät. Dieses übermittelt die Daten an einen Zentralrechner, der die Gültigkeit überprüft und dann als Freigabe die Zugangs-Schranke auf dem Bahnsteig öffnet. Momentan sind nur Monats- und Jahreskarten erhältlich, aber in Zukunft sollen auch Wochen- und Tageskarten sowie Prepaid-Karten erhältlich sein. Als Anreiz für das neue System bleiben die Fahrpreise für Smartcard-Kunden auf dem heutigen Stand, die herkömmlichen Einzelfahrscheine dagegen verteuert.
Die Betreiber des Nahverkehrssystem Transport of London (TfL) versprechen sich von dem neuen System kürzere Warteschlangen an den Haltestellen, mehr Kunden durch gestiegene Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs und auch eine verbesserte Verkehrsplanung durch exakte Eingangsdaten.
Insbesondere letzteres nährt bei Kritikern die Vermutung, dass man die personalisierten Daten auch zu anderen Zwecken verwenden könnte, als U-Bahnfrequenzen zu steuern; so sind beispielsweise Bewegungsprofile von einzelnen Personen möglich -- in der Stadt mit der höchsten Video-Überwachungskamera-Dichte in Europa eine nicht völlig von der Hand zu weisende Befürchtung. (roe)