Nullrunde für Beschäftigte der digitalen Wirtschaft
Während vor zwei Jahren noch deutliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahr vermeldet wurden, sollen Gehälter und Provisionen in diesem Jahr nur noch in den Bereichen Akquisition und Kontakt etwas zugelegt haben.
Die Durchschnittsgehälter in der digitalen Wirtschaft stagnieren in fast allen Bereichen, lautet die Bilanz des fünften Gehaltsspiegels des Deutschen Multimedia Verbandes (dmmv). Berufsanfänger müssen danach sogar niedrigere Einstiegsgehälter akzeptieren. Auch in der Führungsebene soll es vereinzelt rückläufige Gehälter gegeben haben. Während vor zwei Jahren noch deutliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahr vermeldet wurden, sollen Gehälter und Provisionen in diesem Jahr nur noch in den Bereichen Akquisition und Kontakt etwas zugelegt haben. 1999 waren es neben den Chefs von Programmierung und Konzeption noch die Programmierer gewesen, die gegen den damaligen allgemeinen Abwärtstrend vergleichsweise gut dastanden.
Für den aktuellen dmmv-Gehaltsspiegel wurden die online von Personalverantwortlichen und Mitarbeitern eingegebenen Daten zu rund 2300 Angestelltenverhältnissen ausgewertet. Der jährlich erscheinende dmmv-Gehaltsspiegel macht für unterschiedliche Tätigkeitsfelder Angaben zur Höhe der Gehälter, dem Umfang der Wochenarbeitszeit, dem Mitarbeiterbedarf der Unternehmen sowie über alternative Vergütungsmodelle. Konkrete Zahlen verriet der dmmv in seiner Pressemitteilung nicht -- abgesehen von dem Hinweis, dass sich die tatsächlich gearbeitete Zeit mit durchschnittlich 43 Stunden der vertraglich vereinbarten Wochenarbeitszeit etwas weiter angenähert habe.
"Die im aktuellen Gehaltsspiegel festgestellten Trends können unter den Stichworten Etablierung und Professionalisierung zusammengefasst werden", sagte dmmv-Forscher Bernd Henning -- ähnliche Erkenntnisse hatte auch die c't-Gehaltsumfrage zu Tage gefördert. "Dazu zählt auch eine fortschreitende Rückbesinnung auf traditionellere Vergütungsmodelle, die etwa im fast vollständigen Verschwinden von Stock Options für Mitarbeiter zum Ausdruck kommt. Provisionen werden nun stärker von der Leistung des einzelnen Arbeitnehmers abhängig gemacht statt vom Erfolg des Gesamtunternehmens." An Bedeutung zugenommen haben die geldwerten nicht finanziellen Leistungen wie Jobtickets und PKW-Nutzung.
Im Durchschnitt wolle jedes der antwortenden Unternehmen einen neuen Mitarbeiter einstellen. Überdurchschnittlicher Personalbedarf bestehe wie schon in den Vorjahren im Bereich Programmierung, in diesem Jahr zusätzlich aber auch wieder im Bereich Design/Grafik. Bei der Neueinstellung von Grafikern sei den Arbeitgebern Berufserfahrung besonders wichtig. Generell lege man bei neuen Mitarbeitern auf Berufserfahrung mehr als doppelt so viel Wert wie auf einen Hochschulabschluss. Das alleine reicht aber nicht -- laut Umfrage sind persönliche Kontakte mit großem Abstand die wichtigste Recruitingquelle. Vor allem IT-Fachberufe und Mediengestalter bilde jedes zweite Unternehmen auch selbst aus. Damit liegt der Anteil ausbildender Unternehmen deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Der "dmmv-Gehaltsspiegel 2003/2004" erscheint in den kommenden Tagen und kann demnächst direkt beim DMMV oder über den HighText Verlag bezogen werden. (anm)