Top-Level-Domains mit nicht-lateinischen Zeichen

Die Internet-Verwaltung ICANN hat das System online gestellt, in dem sich Top-Level-Domains registrieren lassen, die auch für die TLD-Bezeichnung selbst und nicht nur auf der Ebene der Second Level Domains nicht-lateinische Schriftzeichen enthalten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 80 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
  • Johannes Endres

Seit dem heutigen Montag ist es möglich, bei der Internet-Verwaltung ICANN Top-Level-Domains für Länderkürzel (ccTLDs) zu beantragen, die auch für die TLD-Bezeichnung selbst und nicht nur auf der Ebene der Second Level Domains nicht-lateinische Buchstaben enthalten. In den ersten Stunden gingen sechs Anträge in drei Sprachen ein.

Russland und Ägypten lagen wohl fast gleichauf mit ihren Bewerbungen für die kyrillische Variante von .ru beziehungsweise die arabische von .eg. Mitarbeiter auf beiden Seiten saßen in ihren Büros, als in der Nacht um 12 Uhr GMT die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Bewerbungen online entgegennahm. Das Internet spricht jetzt Arabisch, sagten Vertreter Ägyptens und der ICANN beim vierten Treffen des Internet Governance Forum in Sharm El Sheikh.

Insgesamt haben sich in den ersten Stunden sechs verschiedene Bewerber in drei verschiedenen Schriftsystemen bei der ICANN gemeldet, sagte ICANNs Präsident und CEO Rod Beckstrom. Die ICANN hatte nach einem entsprechenden Beschluss ihres Vorstandes beim ICANN-Treffen in Seoul vor gut zwei Wochen die Entscheidung für den Start der nicht-lateinischen TLDs getroffen. Die Vorbereitungen für das große Projekt liefen bereits seit 2000. Bis die Bewerber ihre neuen Zonen in der Rootzone sehen, werden noch einige Monate vergehen. Beckstrom rechnet damit, dass dies Mitte 2010 passieren wird.

Kommunikationsminister Tarek Kamel sagte, man strebe an, dann rasch mit der Registrierung für Behörden und Universitäten unter den jeweiligen Subdomains (entsprechend zu .edu und .gov) beginnen. Letztere soll die bestehende vom Universitätsrat gemanagte .eg-Registry übernehmen. Andere Subdomain-Zonen wie .com oder auch .name für indviduelle Nutzer will die Regierung ausschreiben.

Beckstom dankte mit Blick auf den IDN-Start in seiner Eröffnungsansprache den IGF-Teilnehmern. Der Druck von Seiten der beim IGF versammelten Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen habe entscheidend mit dafür gesorgt, dass das aufwendige Projekt der Internationalisierung des DNS vorangetrieben worden sei. "Sie haben in den vergangenen drei Jahren sehr klare Signale gesandt", sagte Beckstrom, "und Sie wurden gehört."

Zum Start des Bewerbungsfensters für die nicht-lateinischen Länderdomains machte ICANN zur Sicherheit noch darauf aufmerksam, dass ICANN selbst nicht die Domains in den jetzt beantragten Zonen vergeben werde. Offenbar befürchtet man heißlaufende Telefone von Interessenten für Domainregistrierungen. Auch Tarek bremste den Enthusiasmus. Noch sei viel zu tun, etwa bei den Vergabeverfahren und Regeln für die neuen Domains und nicht zuletzt müsse man auch noch viele linguistische Probleme lösen.

Siehe dazu auch:

Bald neu als Top Level Domains: .中国,.рф, .إمارات (je)