Indien sperrt Yahoo-Diskussionsforen

Die indische Regierung ließ eine Diskussionsgruppe sperren, weil diese antinationale Nachrichten verbreitet habe; die Provider sperrten daraufhin die Domain der Yahoo-Diskussionsforen.

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Von
  • Torsten Kleinz

In Indien ist die Domain groups.yahoo.com nicht mehr erreichbar. Die indische Regierung hat die Provider des Landes dazu verpflichtet, eine einzige Diskussionsgruppe zu sperren, weil diese antinationale Nachrichten verbreitet habe. Die Provider sahen sich nur in der Lage, der Sperrungsverfügung nachzukommen, indem sie die gesamte Domain blockierten.

"Bedroht mein fünfjähriger Sohn die Nation?", fragt ein empörter Vater im Diskussionsforum des Ministeriums für Informationstechnologie. Der Junge leidet an einer seltenen Augenkrankheit, seine Familie hatte über Yahoo Kontakt zu anderen Betroffenen gefunden. Jetzt ist die Verbindung abgerissen. Auch hunderttausende anderer Gruppen sind für die meisten Inder nicht mehr zugänglich.

Auslöser der Aktion ist eine Diskussionsgruppe bei Yahoo, die einer separatistischen Organisation zugerechnet wird. Nach Medienberichten hatte die indische Regierung den Internet-Konzern zur Löschung der Gruppe aufgefordert, was dieser jedoch ablehnte. In einer kurzen Stellungnahme verweist Yahoo darauf, dass die gesperrte Gruppe nie in dem indischen Angebot von Yahoo aufgetaucht sei. Man habe das Ministerium kontaktiert, um die Totalblockade aufzuheben.

Für die Durchführung der Sperrung ist das Computer Emergency Response Center der indischen Regierung (CERT-IN) zuständig, das erst im Juli die Arbeit aufnahm. Die Regierungsstelle verschickte die Sperrungsverfügung an über 400 Provider. Es ist das erste Mal, dass auf Grund dieser Rechtslage eine Sperrung ausgesprochen wurde. Die Regierung beruft sich dabei auf den Information Technology Act aus dem Jahr 2000.

Der Erfolg der Maßnahme ist wie so oft fraglich. Über ausländische Provider und Proxies können Inder weiterhin auf die verbotene Gruppe zugreifen. Vor der Blockade hatte sie ca. 20 Mitglieder, heute sind es fast 200. Die Organisation Reporter ohne Grenzen verurteilte das Vorgehen der indischen Regierung. "Dieser Fall betont die Gefahren der Internet-Zensur", sagte der Generalsekretär Robert Ménard. Die Sperrung weniger Seiten ziehe sehr viele andere Seiten in Mitleidenschaft, die überhaupt nichts mit den gesperrten Inhalten zu tun haben. "Wir müssen dieses immer wiederkehrende Problem sehr aufmerksam beobachten." (Torsten Kleinz) / (jk)