RIAA vs. Tauschbörsen: Verklagte sammeln Spenden

Die Aktivisten der Website Downhillbattle.org haben mit dem Sammeln von Spenden für von der US-Musikindustrie verklagte Tauschbörsennutzer begonnen.

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Von
  • Janko Röttgers

Um von der US-Musikwirtschaft verklagten Tauschbörsennutzern finanziell aus der Klemme zu helfen, haben die Betreiber der Website Downhillbattle.org jetzt einen P2P-Verteidigungsfond ins Leben gerufen. Die Website fungiert dabei nur als Vermittlungsinstanz zwischen Spendern und einzelnen Spendenempfängern. Bisher nehmen zehn der von der Recording Industry Association of America (RIAA) verklagten 261 Tauschbörsen-Nutzer am Downhill-Battle-Programm Teil. Jeder von ihnen besitzt einen eigenen Paypal-Account, über den das Geld direkt überwiesen werden kann. Downhill Battle beschränkt sich darauf, die einzelnen Spenden zu dokumentieren und den Teilnehmer mit dem bisher geringsten Spendenaufkommen auf der Startseite einzublenden. Das gesamte Spendenaufkommen belief sich am frühen Donnerstagmorgen auf rund 600 US-Dollar.

Zwei Teilnehmerinnen des Spendenprogramms haben nach Angaben der Website vor, sich vor Gericht gegen die Vorwürfe der Plattenfirmen zu verteidigen. Die Downhill-Battle-Aktivisten betonen jedoch ausdrücklich, dass sie auch Personen unterstützen wollen, die sich zu einer außergerichtlichen Einigung entschließen. Die RIAA hatte Anfang der Woche bekannt gegeben, bereits in 52 Fällen derartige Einigungen erzielt zu haben. Die dabei vereinbarten Schadensersatzzahlungen liegen nach neueren Angaben des Lobbyverbandes zwischen jeweils 2500 und 10.000 US-Dollar.

Die Downhill-Battle-Betreiber haben nach eigenen Aussagen rund drei Wochen an dem Spendenprojekt gearbeitet und im Verlauf dieser Zeit Kontakt mit etwa 50 von der RIAA verklagten Tauschbörsen-Nutzern gehabt. Dies sei eine sehr ernüchternde Erfahrung gewesen, meint Downhill-Battle-Mitbegründer Holmes Wilson. "Anfangs betrachteten wir diese Klagen in erster Linie strategisch", erklärte Wilson gegenüber heise online. "Die Gespräche mit diesen Familien haben uns klar gemacht, dass die Verklagten keine Computerfreaks sind, keine Ahnung haben, was mit ihnen passiert. Dass sie ganz handfeste Probleme haben. Dass sie sich nicht mit Konzernriesen auseinander zu setzen haben sollten, die sie allein aus politischen Gründen verklagen." Manch einer würde die Betroffenen automatisch der oberen Mittelklasse zurechnen, nur weil sie einen Computer und einen Breitband-Internetzugang besitzen. Doch durch die schwache US-Ökonomie habe sich deren Situation oftmals deutlich verschlechtert. Wilson dazu: "Viele haben mit Arbeitslosigkeit, Verschuldung und in einem Fall sogar Obdachlosigkeit zu kämpfen."

Spenden sammelt unterdessen auch Lorraine Sullivan, die am Dienstag bereits als Zeugin vor einer Anhörung des US-Senats zur RIAA-Klagekampagne auftrat. Auf ihrer Website erklärt sie: "Wenn ich unendlich viel Geld hätte, würde ich mich gegen die RIAA zur Wehr setzen." Als durch Studiengebühren sowieso schon verschuldete Studentin blieb ihr dann aber nichts anderes übrig, als sich auf einen Vergleich über 2500 US-Dollar einzulassen. Glück im Unglück: Ihre Netz-Spendensammlung hat Sullivan bereits knapp 1150 US-Dollar eingebracht. (Janko Röttgers) / (jk)