IGF: Jugendschützer für Netzsperren

Zum Abschluss des IGF in Ägypten ging es auf einer eigens für die First Lady Suzanne Mubarak eingerichteten Sonderveranstaltung um den Kinderschutz im Netz – ohnehin ein großes Thema des diesjährigen Forums.

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Von
  • Monika Ermert

Die Jugend im Netz war neben Klassikern wie Meinungsfreiheit und Datenschutz eines der großen Themen auf dem diesjährigen Internet Governance Forum (IGF) im ägyptischen Sharm El Sheik. Auf rund einem Dutzend Veranstaltungen wurden Themen wie Kinderschutz im Internet oder der Kampf gegen Kinderpornographie diskutiert. Dabei sprachen sich Experten auch für den Einsatz von Netzsperren aus. Auf der eigens für sie kurzfristig angesetzten Sonderveranstaltung warb die ägyptische First Lady Suzanne Mubarak, die unter Kinderschützern als Vorreiterin gilt, am heutigen Mittwoch für von ihr unterstützte Initiativen.

"Warum setzen Unternehmen die Sperrlisten nicht ein", fragte der britische Kinderschützer John Carr auf der Sondersitzung am heutigen Schlusstag des Forums. Der Kinderschutz im Internet mache nur langsam und unzureichende Fortschritte, kritisierte der Sekretär der britischen Children's Charities Coalition on Internet Safety (CHIS). Die bestehenden Systeme für Netzblockaden würden bislang nur in rund 20 Ländern genutzt.

Auf einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern der Jugendmedienschützer und Aktivisten für das Recht auf Meinungsfreiheit, die unter Carrs Leitung am Dienstag stattfand, stellte Björn-Erik Ludvijsen von der norwegischen Polizei das System der norwegischen DNS-Blocking-Liste des Circamp-Projekt vor. Die nach dem ursprünglich auch für Deutschland vorgesehenen DNS-Redirection-Prinzip organisierten Domain-Listen werden von der Polizei erstellt und alle vierzehn Tage überprüft. Es sei bislang noch nicht vorgekommen, dass man Seiten völlig zu Unrecht aufgenommen habe, erklärte Ludvijsen. Lösungen würden auch für andere Protokolle als HTTP gesucht.

Der finnische Abgeordnete Jyrki Kasvi warnte aus eigener Erfahrung vor einem Einstieg in die Zensur. Sein Blog war von den Behörden auf die Sperrliste genommen worden, weil er sich kritisch mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. In Finnland, wo die Sperrlisten nicht verpflichtend waren, bieten Provider sie inzwischen nur noch als Option an. Ludvijsen sagte, das norwegische Verfahren sehe anders als die finnische Lösung eine Mitteilung an den Inhaber der geblockten Domain vor. Robert Guerra von Freedom House warnte mit Blick auf die Überlegungen, das Sperrregime über Interpol noch weiter zu verbreiten, dass in anderen politischen Systemen die Gefahr des Missbrauchs noch größer sei.

Zum Internet Governance Forum 2009 siehe auch:

(vbr)