PDC: Erster Ausblick auf den Internet Explorer 9

In einer ersten Vorschau auf den kommenden Internet Explorer zeigt Microsoft eine schnellere JavaScript-Engine, Hardware-beschleunigtes Rendern von Webseiten und Ansätze zu HTML 5 und CSS 3.

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Von
  • Herbert Braun

Wie am Mittwochabend kurz erwähnt, gab Microsoft gestern auf seiner Entwicklerkonferenz PDC einen erste Ausblick auf die kommende Version des Internet Explorer. Eine der Baustellen, auf die sich die Entwickler konzentrieren, ist die Performance des Browsers. Bei der JavaScript-Engine bleibt der Internet Explorer bislang eindeutig hinter der Konkurrenz zurück; zwar zeigt der aktuelle Internet Explorer 8 hier gegenüber seinem Vorgänger deutliche Fortschritte, geht aber gemessen an Firefox, Safari, Opera und Chrome dennoch abgeschlagen als Letzter durchs Ziel.

Eine sehr frühe, nicht öffentliche Version des Browsers soll laut Microsoft bei einem Test mit der renommierten Testsuite Sunspider etwa auf das Niveau von Firefox 3.5 aufgeschlossen haben, berichtet IE-Manager Dean Hachamovitch. Die JavaScript-Engine macht in der Praxis nur einen Teil der Gesamtgeschwindigkeit aus, lässt sich aber im Gegensatz etwa zur Rendering-Performance oder zu externen Faktoren wie Phishing-Schutz sehr gut messen. [Update:] Wie bei den Konkurrenten kompiliert die neue JavaScript-Engine den Code zur Laufzeit.

Für schnelleres Rendern von Texten und Bildern will Microsoft mit einer anderen Neuerung sorgen: Der Internet Explorer 9 soll für diese Zwecke die Grafikkarte mit den DirectX-Komponenten Direct2D für Grafiken und DirectWrite für Fonts ansprechen. Diese Hardware-Beschleunigung bringt nicht nur einen Zugewinn an Geschwindigkeit, sondern sorgt auch für präzisere Darstellung, etwa bei animierten Texten. Direct2D und DirectWrite sind für Windows 7 und Vista erhältlich; das legt die Schlussfolgerung nahe, dass der Internet Explorer 9 möglicherweise nicht auf Windows XP laufen könnte.

Ein fast schon reflexhafter Vorwurf gegenüber dem Internet Explorer 9 zielt auf die mangelnde Kompatibilität zu Webstandards. Internet Explorer 8 holte auf dem Gebiet der alt etablierten Standards wie CSS 2 auf, sodass er den Test Acid2 besteht, scheitert aber mit 20/100 an Acid3, der unter anderem DOM-Operationen, SVG und CSS-Selektoren testet.

Letztere dürften maßgeblich verantwortlich sein für die Verbesserung auf 32/100 in der IE9-Vorabversion: Bei einem CSS-Selektor-Test, der auch CSS-3-Schreibweisen überprüft, schafft der Browser laut Microsoft immerhin 574 der 578 Einzeltests, während IE8 229 Mal durchfällt. Internet Explorer 9 wird auch gerundete Ecken mit CSS zeichnen können. In Bezug auf Acid3 verspricht Hachamovitch, dass "der Score weiter steigen wird, da wir im IE die Unterstützung für Techniken weiter verbessern, die Website-Entwickler benutzen".

Eher zurückgehalten hat sich Microsoft bisher auch bei HTML 5. Jetzt stellt der Konzern eine Testsuite vor, die für die stabilen Teile von HTML 5 und für Webtechniken aus dessen Umkreis Prüfszenarien aufstellen soll – ähnlich wie Microsoft dies für CSS 2 getan hat. Bis jetzt sind aus dem riesigen Korpus der in Entwicklung begriffenen Standards nur Web Storage und Cross-Document Messaging (etwa für den Nachrichtenaustausch zwischen Frames) in die Testsuite eingegangen.

Da Microsoft alle 18 bis 24 Monate eine neue Browserversion herausbringen will, dürfte in etwas mehr als einem Jahr mit der Veröffentlichung von Internet Explorer 9 final zu rechnen sein. Ein Video-Mitschnitt der gestrigen Keynote der PDC-Konferenz, auf der Microsoft den Internet Explorer 9 in Aktion zeigte, soll heute Abend online verfügbar sein. Weitere Videos demonstrieren Details der neuen Webstandards, der JavaScript-Engine und das Rendern mit Direct2D . (heb)