Opera schließt Lücke in Chinas "Great Firewall"

Nach einem Zwangsupgrade werden Nutzer des Mobil-Browsers Opera Mini in China über chinesische Server geleitet und können verschiedene Websites nicht mehr erreichen. Der Hersteller erklärt die Umstellung mit besserer Performance.

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Mit der Umstellung kann China ein Loch in der Great Firewall stopfen.

(Bild: Screenshot/Carsten Ullrich)

Der norwegische Browserhersteller Opera ist wegen seiner Aktivitäten in China in die Kritik geraten. Am vergangenen Freitag wurden Kunden, die mit der aktuellen Version 4.2 des Mobil-Browsers Opera Mini in chinesischen Mobilfunknetzen unterwegs waren, gezwungen, auf eine chinesische Version umzustellen. Am Samstag berichtete darüber der in Shanghai lebende Deutsche Carsten Ullrich in seinem Blog. Anderen Meldungen zufolge waren nach dem Zwangsupgrade bestimmte Websites nicht mehr erreichbar, darunter Facebook. Opera sieht sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, sich der chinesischen Zensur untergeordnet zu haben.

In einer knappen Mitteilung bestätigt das Osloer Unternehmen das Upgrade. Durch die Umstellung würden Nutzer in China nun über chinesische Kompressionsserver geleitet, was laut Unternehmen zu einem Geschwindigkeitsvorteil führe. Für Opera Mini werden abgerufene Inhalte auf unternehmenseigenen Servern komprimiert und dann auf das Handy ausgeliefert. "Die Vorteile für Nutzer von Opera Mini in jedem Land, auch in China, sind höhere Geschwindigkeit, niedrigere Kosten und eine insgesamt verbessertes Erlebnis im mobilen Internet", preist der Hersteller die Vorzüge seines Systems in der Mitteilung.

Bisher konnten Anwender der internationalen Version des kostenlosen Java-Browsers dank dieses Systems die "Great Firewall", die chinesische Zensur des digitalen Raums, umgehen. Sie bekamen Netzinhalte von Kompressionsservern außerhalb des Zugriffs der chinesischen Behörden ausgeliefert. Das änderte sich mit dem Zwangsupgrade. In China führt Opera Mini Nutzer nun offenbar nicht mehr auf Seiten, die sie nach Ansicht der chinesischen Regierung nicht sehen sollen. Inzwischen gebe es allerdings schon eine manipulierte Version von Opera Mini 4, die weiterhin wie gewohnt funktioniere, erklärte Ullrich gegenüber heise online.

Fragen nach einer möglichen Einflussnahme der Behörden wiegelt Opera ab. Offiziell heißt es nur: "Opera Software macht keine Angaben zum Hintergrund dieser Entscheidung." Glücklich ist man in Oslo offenbar nicht mit dieser neuen Verschlossenheit, soviel lassen Mitarbeiter durchblicken. Ein Opera-Kollege ließ sich auf Twitter zu der Frage hinreißen, ob sein Unternehmen überhaupt die Wahl habe, "den Forderungen der Regierung nicht zu entsprechen". (vbr)