Spyware-Hersteller Gator will nicht mehr Gator heißen

An den Geschäftszielen des Unternehmens, das sich als "Marktführer des behavioral Marketing" bezeichnet, hat sich jedoch nichts geändert.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Der Spyware-Hersteller Gator hat sich in Claria umbenannt. An den Geschäftszielen des Unternehmens, das sich als "Marktführer des behavioral Marketing" bezeichnet, hat sich nichts geändert, wie ein Blick auf die neue Website bestätigt. Nur scheint der inzwischen weit bekannte Markenname Gator mit seinem Image den Werbevermarktern keine guten Geschäfte mehr zu versprechen, ebenso wie das zugehörige Logo, ein auf Beute lauernder Alligator. Mit dem Sinnbild sollte sich vermutlich eher der kleine Kreis von Anzeigenkunden identifizieren als die oft unfreiwilligen Anwender der Gator-Software, die sich vielfach als die Opfer der Echse fühlen.

Die auch vom umbenannten Hersteller weiterhin vertriebene Software kommt zusammen mit gefragten, aus dem Netz zu beziehenden Softwarepaketen wie etwa Kazaa oder DivX auf heimische PCs. Dort richtet sie einen Reklametrojaner ein, der nebenbei den Softwarebestand und die Surfgewohnheiten des PC-Benutzers ausspioniert.

Der Ansatz des behavioral Marketing soll eigentlich die Werbeerfolge von Anzeigenkunden durch die Auswertung des Kundenverhaltens verbessern; der gegenteilige Ansatz heißt "demographisches Marketing", das an Stelle dieser Erkenntnisse auf Umfrageergebnisse und soziologische Erkenntnisse baut. Als Verfechter des behavioral Marketing nennt die Literatur Anbieter vom Schlage des Buchhändlers Amazon, der insbesondere seine eigenen Server-Logs zur Werbeoptimierung ausnutzt, sowie etwa die Anzeigenagentur Doubleclick.

Welche Gefährdung diese Marketingform für die Privatsphäre von Verbrauchern mit sich bringen kann, zeigt das schlecht auffindbare Privacy-Statement zur aktuellen Gator-Software: Dort verspricht Claria seinen Anwendern, keine persönlichen Daten über sie zu sammeln, außer dem Vornamen, dem Wohnort, der Postleitzahl, der Softwareausstattung ihres Computers, den Webadressen, die sie besuchen, der Zeit, die sie auf diesen Webseiten verbringen, und weiteren Informationen. Unklar bleibt, ob die Software auch mitschreibt, was ein Surfer in elektronische Web-Formulare einträgt. (hps)