Intel macht Rückzieher bei Larrabee

Intel wird seinen Multicore-Grafikbaustein doch nicht für die Allgemeinheit anbieten, sondern nur ausgewählten Software-Entwicklern zur Verfügung stellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 144 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Müssig

Erst vor gut zwei Wochen hat Intel seinen für 3D-Grafik- und GPGPU-Anwendungen gedachten Mehrkern-Prozessor Larrabee auf der Super-Computer-Konferenz SC09 in Portland öffentlich demonstriert, doch nun zieht der Halbleiterhersteller den Baustein zurück: Wie der Branchendienst CNet in Bezug auf den Intel-Sprecher Nick Knupffer berichtet, habe sich Intel dazu entschlossen, Larrabee doch nicht als Grafikchip auf den Markt zu bringen, sondern nur intern und bei ausgewählten externen Partnern als Plattform für Software-Entwicklungen zu nutzen.

Laut Knupffer seien weder der Chip selbst noch die zugehörige Entwicklungsumgebung auf einem Stand, die nötig wären, um Larrabee als Massenprodukt zu vertreiben. Auf der SC09 war noch hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass der Baustein in der ersten Jahreshälfte 2010 erscheinen solle. Er hinkt seit geraumer Zeit seinem Entwicklungsplan hinterher; ursprünglich sollte er bereits 2008 erscheinen.

Bei der Entscheidung, Larrabee nun doch nicht öffentlich anzubieten, dürfte auch der durch die Verspätungen verursachte Performance-Rückstand auf die Grafikchips von AMD und Nvidia eine Rolle gespielt haben. Larrabee erreichte auf der SC09-Demonstration übertaktet kurzfristig eine Rechenleistung von etwas mehr als ein Teraflops (Single Precision, SP), im Normalbetrieb lag er aber ein ganzes Stück darunter. AMDs aktueller High-End-Grafikchip RV870 schafft als Radeon HD 5870 dagegen bis zu 2,7 Teraflops. Die Radeon HD 5970 mit zwei RV870-Bausteinen erreicht sogar bis zu 4,6 Teraflops. Für Nvidias kommende Grafikchips mit Fermi-Architektur existieren noch keine Performance-Daten, doch schneller als Larrabee dürften sie allemal sein.

Wie es mit dem Larrabee-Projekt nun weiter geht, ist unklar. Intels Entscheidung, Larrabee zumindest für die Software-Entwicklung weiter zu nutzen, lässt immerhin die Option offen, dass es künftig eine neue Chip-Generation geben könnte, die dann von allen bisher getätigten Entwicklungen profitieren könnte. Allerdings forscht Intel auch an anderen Many-Core-Prozessoren wie etwa dem kürzlich vorgestellten Cluster-Chip SCC – für Grafik-Anwendungen ist Letzterer indes nicht geeignet. (mue)