Telefonguthaben per XXL-Anruf
Das Telekommunikationsunternehmen Euratel bietet einen neuen Service an, bei dem ein Guthabenkonto für Gesprächsminuten per Anruf bei einer Festnetznummer aufgeladen werden kann -- mit dem XXL-Tarif der Telekom kostenfrei.
Das Leipziger Telekommunikationsunternehmen Euratel bietet ab dem kommenden Wochenende einen neuen Dienst namens FreeTalk an, bei dem Kunden durch Anrufe auf einer Festnetznummer Freiminuten generieren können, die auf einem Konto gutgeschrieben werden und für kostenlose Anrufe zu einem beliebigen Zeitpunkt genutzt werden können. Für Kunden des XXL-Tarifs der Telekom sind die Anrufe bei dieser "Auflade-Nummer" am Sonn- und Feiertagen, mit dem neuen XXL-Tarif auch an Samstagen, nach Angaben von Euratel kostenfrei. Euratel verspricht, die Verbindungen am Sonntag um 24 Uhr automatisch zu trennen.
Um das so erzeugte Guthaben zu nutzen, ruft der Kunde eine 0800-Rufnummer an und lässt sich von dort zum gewünschten Zielanschluss weiterverbinden. Zur Anmeldung muss der Kunde einmalig eine 0137-Rufnummer zum Preis von 98 Cent pro Anruf wählen; er erhält dann einen zehnstelligen PIN-Code mitgeteilt. Für die Konto-Verwaltung bietet Euratel eine 01805-Rufnummer zum Preis von 12 Cent pro Minute an. Dort kann der Kunde zwei zusätzliche Telefonnummern im Fest- oder Mobilfunknetz angeben, von denen aus kostenlose Anrufe möglich sind und sein Guthaben abfragen. Das Guthaben wird auch per Ansage zu Beginn eines Telefongesprächs mitgeteilt.
Das System ermöglicht Anrufe vom und ins deutsche Fest- und Mobilfunknetz. Für jeweils 23 Minuten "Auflade-Anruf" erhält der Kunde ein Guthaben von einer Minute Festnetztelefonat, für rund 160 Minuten eine Minute ins Mobilfunknetz. Für einen "Auflade-Anruf" von 24 Stunden erhält der Kunde also rund eine Stunde Zeitguthaben für Festnetz-Telefonate oder rund 9 Minuten für Anrufe ins oder aus dem Mobilfunknetz.
Euratel finanziert diesen Service offenbar aus den Einnahmen aus Anmeldung und Administration, da dort Sonderrufnummern zum Einsatz kommen. Die Haupteinnahmequelle dürften aber die "Auflade-Anrufe" sein: Diese werden in einem Fremdnetz entgegengenommen, und die Telekom muss an die Telefongesellschaft, in deren Netz der Anschluss liegt, die so genannte Interconnection-Gebühr in Höhe von rund 0,5 Cent pro Minute bezahlen. Im Endeffekt muss also die Telekom diesen Dienst finanzieren -- und legt bei entsprechend intensiver Nutzung drauf, denn die Kunden erhalten die kostenlosen Wochenend-Anrufe zum Pauschalpreis von knapp 10 Euro im Monat.
Die Telekom unternahm erst kürzlich Schritte, um die kostenlose Internet-Einwahl per XXL-Tarif am Wochenende zu unterbinden. Verbindungen zu Rufnummern auf einer Schwarzen Liste sind für Kunden des neuen XXL-Tarifs, der kostenlose Telefonate an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ermöglicht, auch am Wochenende nicht mehr kostenlos. Da nach den Tarifbestimmungen aber ausdrücklich nur die Nutzung von Online-Diensten, sprich Internet-Einwahlen von dieser Regelung betroffen ist, könnte diese Maßnahme beim Geschäftsmodell von Euratel ins Leere laufen.
Falls ein Auflade-Anruf wider Erwarten doch berechnet wird, könnte das für den Kunden ein teurer Spaß werden: Für 48 Stunden "Auflade-Anruf" würde die Telekom zum Ferngesprächstarif dann 72 Euro berechnen. Auf Anfrage von heise online kündigte ein Telekom-Sprecher an, dass man das Angebot von Euratel rechtlich prüfen werde. Es bleibt also abzuwarten, ob das Angebot Bestand haben wird. (uma)