Haken und Ösen: Oracle will Peoplesoft

Der Peoplesoft-Kaufinteressent Oracle will seinen Übernahmeversuch auch per Vorstandswahlkampf weiterverfolgen. Die Ellison-Truppe will alternative Kandidaten fürs Peoplesoft-Management nominieren, die nach der Hauptversammlung im Juni kommenden Jahres für eine kooperativere Haltung bezüglich des gewünschten Zusammenschlusses eintreten sollen.

Die bisherige Selbstverteidigung des Übernahmekandidaten, der seinen Kunden im Falle eines Oracle-Erfolgs Rückerstattungen bis zur fünffachen Höhe des Kaufpreises garantiert, liefert dem Datenbank-Konzern bislang die bevorzugte Erklärung, warum bis jetzt 90 Prozent der Peoplesoft-Aktionäre nichts von einem Merger wissen wollen. "Wir glauben, die haben ein Problem mit ihrer Umsatzfeststellung", erläutert Oracles Finanzchef Jeff Henley das jüngste Argument seines Brötchengebers, unter den genannten Rabattversprechen erzielte Einnahmen dürften gar nicht als Umsatz gewertet werden.

Ebenso wie Ellisons Anwälte ziehen auch Repräsentanten der Oracle-freundlichen Aktionärsminderheit gegen Peoplesofts so genannte Giftpille vor Gericht. In Briefen an die zuständigen Richter heißt es sogar, diese Maßnahmen könnten den Übernahmeversuch zum wirtschaftlichen Unsinn abstempeln. Man könnte zwar argwöhnen, diese Argumentation solle den eleganten Ausstieg aus dem Übernahmeversuch einleiten, doch offenbar bereitet sich Oracle zugleich auf einen längeren Grabenkrieg um den zweitgrößten Hersteller von Unternehmenssoftware vor.

Kein Wunder, denn Ellisons Prognosen, Peoplesofts Aktienkurs werde irgendwann noch unter das Niveau von Oracles inzwischen aufgestocktem Kaufangebot sinken, haben sich bislang als haltlos herausgestellt. Aktuell kostet das Papier an der Tech-Börse NASDAQ etwa 21,70 US-Dollar; Oracle wünscht sich die Aktien aber zum Vorzugspreis von nur 19,50 Dollar.