Komponentengeschäft besser als erwartet

Die Hersteller von Festplatten, Prozessoren und Speichermodulen kommen mit einem blauen Auge davon. Die erwartete Pleitewelle ist nicht eingetreten. Vielmehr gelang es Ăśberproduktionen abzubauen und die Preise zu stabilisieren. Zum Jahresende sind diverse Produktgruppen knapp. Eine Besserung soll nicht vor Mitte des ersten Quartals 2010 eintreten.

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Von
  • Karl Fröhlich

Die Vorhersagen ließen für 2009 Schlimmes befürchten. Das Komponenten-Jahr startete mit einem Nachfrageloch und anhaltendem Preisverfall. Die Branche hoffte inständig, dass es nicht so schlimm werden würde, wie befürchtet. Fast wiedererwartend gelang zur Jahresmitte die Trendwende. Die Hersteller konnten mit einer reduzierten Fertigungsmenge endlich der Überproduktion Einhalt gebieten. Gleichzeitig kehrte bei der Kundschaft die Kauflaune zurück. Speziell das Jahresende beschert Handel und Distribution volle Auftragsbücher.

Speichermodule: Preise im Aufwind

Die HEKs für DDR2-RAMs haben sich seit einem Jahr mehr als verdoppelt. DDR3-Speicher sind auf dem Weg zu einem Mainstream-Produkt. Zuletzt treiben Lieferengpässe die Preise wieder nach oben.

Vor allem dem Speichermarkt sagten Analysten ein negatives Ergebnis voraus und prophezeiten den Chip-Herstellern einen harten Überlebenskampf. Es war quasi nur eine Frage der Zeit, wann das große Sterben beginnen würde. Qimonda sollte nur der Anfang sein. Doch es kam anders: Im ersten Halbjahr stabilisierten sich die Preise. Der HEK für DDR2-Module stieg bis Juni zum Teil um bis zu 33 Prozent. Nach unten ging es in diesem Zeitraum dagegen für DDR3-Speicher. So halbierten sich die Einstandskosten für ein 2-GByte-Kit (DDR3-1333) von knapp 50 Euro (KW 01) auf rund 27 Euro (KW 24). Die Preisreduzierung kurbelte jedoch den Absatz an. Noch verkaufen sich DDR2-Module am besten, doch der Wachwechsel hat bereits begonnen. Windows 7 und die neue Chipsatz-Generation läuten das DDR3-Zeitalter ein.

Über das Jahr gesehen hat sich der HEK für DDR2-800-RAMs verdoppelt. Aktuell kaufen Reseller einen Kingston- oder Samsung-Riegel mit zwei GByte für circa 31,20 Euro ein. Im Januar kostete der gleiche Speicher nur 13,90 Euro. Seit der KW 1 sind DDR3-1066- und DDR3-1333-Bausteine um 20 bis 40 Prozent preiswerter geworden. Im Juni konnte der Handel noch günstiger einkaufen, seitdem haben sich die Kurse wieder nach oben korrigiert. Für die kommenden Wochen erwarten Marktbeobachter relativ stabile Preise, mit eventuell leichten Abschlägen zwischen den Feiertagen.

Festplatten: Allokation zum Jahresende

Im JahresrĂĽckblick sind die HEKs fĂĽr 3,5-Zoll-Festplatten zwar um bis zu 28 Prozent gĂĽnstiger geworden, aber nicht so stark verfallen wie in den Vorjahren.

Über mangelnde Nachfrage müssen sich Festplattenverkäufer keine Gedanken machen. Der Bedarf bewegt sich seit Jahren auf einem steigendem Niveau. Allerdings überschattet ein ebenfalls kontinuierlicher Preisverfall die heile Harddisk-Welt. Da braucht sich die Branche nichts vormachen, nur die anhaltend günstigen Einstandskosten halten die Kunden auf Dauer bei der Stange. Wobei heuer die Abschläge weit geringer ausfallen als in den Jahren zuvor. Desktop-Laufwerke mit 80 bis 250 GByte übertreffen zum Teil sogar die Januarkurse. Platten mit 320 bis 750 GByte fallen durchschnittlich um 13 Prozent. Drives mit 1,0 und 1,5 TByte wurden um 24 bzw. 28 Prozent günstiger.

Halbiert hat sich dagegen der HEK für zwei TByte. Die ersten Laufwerke kamen Ende März für 225 Euro in die Distribution. Aktuell kaufen Reseller 2-TByte-Platten ab rund 109 Euro ein. Die HEKs für Desktop-Festplatten halten in den letzten Wochen im Schnitt ein stabiles Niveau. Die Nachfrage nach internen wie externen 3,5- und 2,5-Zoll-Laufwerken gilt als hervorragend. Allerdings kämpft das Segment seit Wochen mit Lieferschwierigkeiten. Betroffen sind besonders Produkte mit 500 GByte und ein TByte im 3,5-Zoll-Formfaktor sowie 2,5-Zoll-Modelle mit 320 und 500 GByte. Auf anhaltend sinkende HEKs sollte der Fachhandel bis auf weiteres nicht bauen.

SSD: Shooting-Star 2009

Mit anhaltend sinkenden Preisen steigt die Nachfrage nach SSDs.

Zu den Aufsteigern des Jahres gehören Solid-State-Disks (SSDs). Trotz nach wie vor hoher Preise, überzeugen die Vorteile gegenüber mechanischen Festplatten wie schnellere Geschwindigkeit, niedriger Energieverbrauch und geringe Hitzeentwicklung. Im heise resale Preisradar gehören SSDs bereits das ganze Jahr über zu den meistgesuchten Produkten. Auch wenn die Laufwerke preislich noch weit über der magischen Grenze zum Mainstream liegen, es hat sich einiges getan. Beispielsweise halbierte sich der HEK von Intels X25-M mit 80 GByte. Kostete das Gerät Anfang Februar noch 318 Euro, zahlen Reseller dafür aktuell nur noch 163 Euro. Für rund 320 Euro gibt es heute bereits eine X25-M 160 GByte. Mit seiner 40-GByte-SSD der V-Serie versucht Kingston im VK die 100-Euro-Marke zu unterbieten. Aufgrund der momentanen Verknappung liegt der Verkaufspreis leicht darüber. Der HEK beträgt knapp 73 Euro.

CPU: Hohe Nachfrage und Lieferengpässe im 2HJ

Mehr Infos

Bei der Preisbeobachtung unterstĂĽtzten uns:

B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ecom GmbH
Ingram Micro GmbH

Desktop-Prozessoren locken zum Jahresbeginn nur durch Preisnachlässe die Kundschaft an. Dies wirkt sich auf die Umsätze aus. Die Distribution bezeichnet Absatz und Nachfrage im ersten Quartal zwar als gut, allerdings liegen die Ergebnisse hinter dem vierten Quartal 2008 zurück. Von April bis Juni erreicht das CPU-Geschäft in etwa das Niveau des Vorjahres. Bis auf einzelne Ausreißer tendieren die HEKs auf einem moderaten Niveau nach unten.

Im zweiten Halbjahr zieht die Nachfrage spürbar an. Für Umsätze sorgen vor allem Intels neue CPU-Serien i5 und i7. AMD punktet mit der Phenom-X4-Familie. Mit wachsendem Zuspruch steigen allerdings die Lieferschwierigkeiten und damit auch die HEKs. Dies erschwert dem Handel zwar den Einkauf, nach Jahren des ausschließlichen Preisverfalls, gewinnt dieser der Entwicklung aber durchaus etwas positives ab. (gs)