Alphabet: Börseneinbruch, weil Samsung mit Wechsel zu Bing kokettiert

Google-Mutterkonzern Alphabet verliert 55 Milliarden US-Dollar an Börsenwert, da Samsung angeblich erwägt, Google durch Bing in seinen Mobilgeräten zu ersetzen.

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Schriftzug "Google" an Glasfassade eines Bürogebäudes

(Bild: mentatdgt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
Inhaltsverzeichnis

Die Aktie des Google-Mutterkonzerns Alphabet rutschte am Montag um bis zu vier Prozentpunkt ab und verlor dabei rund 55 Milliarden US-Dollar an Marktwert, nachdem ein Bericht der New York Times darauf hindeutete, dass sich der Wettbewerb auf dem Markt für mobile Suchdienste verschärft.

Dem Bericht der US-Tageszeitung zufolge erwägt der südkoreanische Konzern Samsung, Google als Standardsuchmaschine auf seinen Geräten zugunsten von Microsofts Bing Search zu ersetzen. Ein solcher Schritt könnte jährliche Einnahmen von Alphabet in Höhe von etwa drei Milliarden US-Dollar gefährden. Ein ähnlicher Vertrag zwischen Alphabet und Apple, der Alphabet jährliche Einnahmen in Höhe von etwa 20 Milliarden US-Dollar einbringt, soll noch in diesem Jahr erneuert werden.

Google-Mitarbeiter hätten schockiert reagiert, als sie im März erfuhren, dass Samsung erwäge, Google durch Bing zu ersetzen, schreibt die New York Times. Interne Nachrichten von Alphabet-Mitarbeitern, die das Blatt einsehen konnte, zeigten "Panik" unter den Mitarbeitern.

KI-Konkurrenten wie das neue Bing können zu einer ernsthaftesten Bedrohung für Googles Suchmaschinengeschäft werden. Googles Suchmaschine verzeichnet einen Jahresumsatz von 162 Milliarden US-Dollar. Mit einem Marktanteil von 80 bis 90 Prozent hat Google seit langem eine Monopolstellung in diesem Marktsegment inne. Die könnte in Gefahr geraten.

Google ist besorgt über KI-gestützte Konkurrenten, seit OpenAI, ein Start-up-Unternehmen aus San Francisco, das mit Microsoft zusammenarbeitet, im November einen Chatbot namens ChatGPT vorstellte. Microsoft investiert derweil weitere Milliarden in OpenAI und stärkt seine KI-Sparte.

Als Reaktion auf die neuen Mitbewerber arbeitet Google mit Hochdruck an der Entwicklung einer völlig neuen, auf KI-Technologie basierenden Suchmaschine, so die New York Times. Vergangenen Monat hat Google seinen eigenen Chatbot Bard auf den Markt gebracht, der aber noch nicht voll ausgereift schien. Nachdem Bard in einem Werbevideo ungenaue Informationen weitergegeben hatte und insgesant gemische Reaktionen hervorrief, verlor die Alphabet-Aktie am 8. Februar 100 Milliarden US-Dollar an Börsenwert.

Auch die bestehende Google-Suchmaschine soll mit KI-Funktionen aufgerüstet werden, so die Zeitung mit Verweis auf konzerninterne Dokumente. Demnach arbeitet ein Team von mehr als 160 Google-Mitarbeitern Vollzeit daran. Google plant laut einem Medienbericht bereits im Mai die Einführung einer Text-KI in seiner Suchmaschine.

Dies könnte jedoch nicht ausreichen, wenn Samsung beschließt, Bing als Standard-Suchmaschine für die Hunderte Millionen Geräte festzulegen, die es jedes Jahr ausliefert. Microsoft hatte Anfang dieses Jahres ChatGPT von OpenAI in seine Bing-Suchmaschine integriert.

Aber auch wenn eine Vereinbarung zwischen Samsung und Microsoft zustande kommt, könnte Google immer noch zur primären Suchmaschine auf Samsung-Geräten gemacht werden. Dafür allerdings müssten die Nutzerinnen und Nutzer die Telefoneinstellungen selbst ändern.

Samsung hat eine langjährige Beziehung sowohl zu Alphabet als auch zu Microsoft, da es verschiedene Apps beider Unternehmen auf seinen Geräten vorinstalliert. Die New York Times schreibt aber auch, dass die Verhandlungen zwischen Samsung und Microsoft noch nicht abgeschlossen sind. Sie könnten auch immer noch mit Google als Standardsuchmaschinenanbieter enden.

Aber die Vorstellung, dass Samsung, das jedes Jahr Hunderte von Millionen Smartphones mit Googles Android-Software herstellt, überhaupt einen Wechsel der Suchmaschine in Erwägung ziehen könnte, hat Schoockwellen bei Google und dessen Mutterkonzern Alphabet ausgelöst.

Der Zeitungsbericht und der Kurseinbruch der Aktie zeigen, wie viel für Alphabet auf dem Spiel steht. Der Konzern steht vor der Herausforderung, Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt der generativen KI-Suche zu erlangen und so seinen Marktanteil bei Suchmaschinen zu verteidigen.

(akn)