Kinder kommen in Kindle-App an Nacktfotos: Apple und Google warnen Amazon

Kindle Unlimited bietet einen Zugriff auf Hunderttausende E-Books – auch für Kinder. Weil es da auch Nacktfotos gibt, wurde Amazon nun gewarnt.

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Junge tippt unter einer Bettdecke lächelnd am Smartphone

(Bild: Larina Marina/Shutterstock)

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Apple und der Google-Mutterkonzern Alphabet haben gegenüber Amazon Bedenken geäußert, dass Minderjährige über die E-Book-App Kindle an "sexuell eindeutige Fotos" gelangen können und eine bessere Moderation gefordert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, die die Konzerne hinter den App-Stores für iOS und Android auf den Sachverhalt erst aufmerksam gemacht hat. Inhaltlich geht es demnach um die E-Book-Flatrate Kindle Unlimited, bei der es für eine Monatsgebühr von knapp 10 Euro Zugriff auf Hunderttausende Titel gibt, darunter vor allem so viele selbst verlegte Werke wie nirgendwo bei der Konkurrenz. Amazon kann zwar Titel ablehnen, etwa wenn "Pornografie" enthalten ist, tut das aber wohl selten. So kommen die teils jungen Nutzerinnen und Nutzer auch an Werke wie "75 hot fully nude photos of a young blonde" oder "Real Erotica: Amateur Naked Girls – Vol. 4", die weniger Text und umso mehr Nacktfotos enthalten. Auch pornografische Bilder gebe es.

Auf den prinzipiell nicht neuen Sachverhalt wurde Reuters dem Bericht zufolge von zwei Familien aufmerksam gemacht, deren kleine Söhne derartiges Material über Kindle Unlimited heruntergeladen hätten. Eigentlich hätten die Eltern die App heruntergeladen und die Flatrate gebucht, weil die Jungen darüber an altersgerechte Buchserien gelangen konnten, deren Einzelkauf viel teurer gewesen wäre. Reuters zitiert Rechtsexperten mit der Einschätzung, dass es unwahrscheinlich sei, dass die geschilderten Vorfälle juristische Konsequenzen für Amazon haben dürften. Gleichzeitig ist aber bekannt, dass vor allem Apple, aber auch Google teils rigide gegen Anwendungen in den App-Stores vorgehen, die nicht zu den Moralvorstellungen in den USA passen.

Nachdem Amazon auf die Vorfälle aufmerksam gemacht wurde, hat der Konzern demnach die Altersangabe für die Kindle-App im App-Store für iOS geändert. Stand dort bislang, dass sie für Kinder ab vier Jahren gedacht ist, stehen dort nun 12 Jahre. Unter Android stand schon länger "ab 13 Jahren". Amazon habe Reuters gegenüber außerdem erklärt, dass man die zur Verfügung stehenden Informationen prüfen und dann Konsequenzen ziehen werde. Apple und Alphabet hätten erklärt, dass sie mit Amazon in Verbindung stehen würden, um den Sachverhalt zu klären. Als Konsequenz könnten sie die App aus ihren App-Stores verbannen, in denen gehört die aber regelmäßig zu den beliebtesten überhaupt, es würde sich also um eine immense Eskalation handeln.

In Kindle Unlimited gibt es für Eltern keine Möglichkeit, den Medienkonsum ihrer Kinder zu kontrollieren, erklärt Reuters noch. Ein Eingreifen der Eltern wird lediglich in den Nutzungsbedingungen vorgeschrieben. Laut Reuters hat Amazon angekündigt, die App überarbeiten zu wollen, ohne dazu Details zu nennen. Die Flatrate gibt es seit 2014 und auch wenn Bestseller darin selten sind, sei ihre Beliebtheit zuletzt gewachsen. In den fast zehn Jahren hat sich unter diesem Schirm eine regelrechte kleine Industrie um selbst publizierte Inhalte entwickelt, erklärt Reuters. Tausende literarisch sicher nicht immer hochwertige Titel decken auch Nischenbereiche ab, heißt es noch – "einschließlich erotischer Texte sowie etwa Alien- und Dinosauriererotik".

(mho)