Ad-Ware -- Spyware -- Gator-Ware

Der Spyware-Hersteller Claria, besser bekannt unter seinem bisherigen Namen Gator, bleibt trotz Einschüchterungsversuchen auf den schwarzen Listen der PC-Schützer.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 214 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Der Spyware-Hersteller Claria, besser bekannt unter seinem bisherigen Namen Gator, bleibt trotz Einschüchterungsversuchen auf den schwarzen Listen der PC-Schützer. So entfernten zwar die Betreiber der amerikanischen Aktivisten-Website PC Pitstop nach Drohungen der Gator-Anwälte einige Gator-kritische Beiträge aus ihrem Informationsangebot, doch den Spyware-Entwicklern wurde damit nur eine kurze Verschnaufpause zuteil.

Seit heute prangt nämlich auf PC Pitstop der Link auf ein eigens errichtetes Gator Information Center, das den Anwälten des Pest-Produzenten keine neuen Schattengefechte ermöglichen soll. Zum Beispiel haben die Pitstop-Autoren dort konsequent die Vokabel "Spyware" vermieden, an denen die Juristen ihre Klage festgemacht hatten. Stattdessen setzen die PC-Schützer jetzt ganz kühl ihre eigenen Beobachtungen gegen die vorgebrachten Gator-Behauptungen: Die Entwickler des gefürchteten Gator Advertising Information Network (GAIN), das sich im Gefolge von Shareware-Paketen wie DivX oder Kazaa vielfach unbemerkt auf heimischen Festplatten einschleicht, hatten sich eine eigene Definition von Spyware zurechtgelegt, in der es auf Datensammlung scheinbar überhaupt nicht ankommt. Nach der Claria-Doktrin kommt es nämlich nur darauf an, dass "richtige" Spyware ihre Aktivitäten ohne Gegenleistung für den Anwender ausübt, während die GAIN-Programme ja immerhin zur Verbilligung anderer Softwarepakete beitrügen und deshalb nur als Ad-Ware bezeichnet werden dürften.

Dieses Verhalten bekommen laut PC Pitstop auch jene Anwender zu spüren, die etwa für den Gator-verseuchten Passwort-Tresor eWallet die Registriergebühr von 30 US-Dollar entrichten. Dann stelle die Software zwar sofort ihr Reklamebombardement auf den Anwender ein, nicht aber ihre Spionagetätigkeit. Und die hat es durchaus in sich -- gemäß verwinkelten Querverweisen im ohnehin kaum auffindbaren Software Privacy Statement sammelt der Trojaner nämlich außer Auskünften über besuchte Webseiten auch detaillierte Daten über andere Anwendungen, die der Benutzer auf seinem PC installiert hat.

PC Pitstop vermittelt nicht nur diese Informationen im wieder veröffentlichten Gator Licence Quiz, sondern outet per Medienbericht auch vermeintliche Gator-Begünstigte, nämlich Anzeigenkunden, als tatsächliche Opfer des Reklamegewinnlers. Zu den weiteren Opfern zählen diejenigen Webmaster, deren Seiten ohne ihr Zutun als Trigger für Gators Popup-Orgien herhalten müssen. In deren Interesse verweist PC Pitstop auch auf eine Studie, in der über 8000 betroffene Webseiten, darunter auch heise online, als Gator-Opfer beschrieben werden. Einige US-Verlage, die sich das Abdecken ihrer Inhalte zugunsten der Gator-Bilanzen nicht gefallen lassen wollten, waren dagegen bereits vor Gericht gezogen; dank einer außergerichtlichen Einigung ist der Ausgang der Affaire jedoch nicht an die Öffentlichkeit gelangt. (hps)