Österreich zeigt unterirdischen Wasserstoff-Speicher

Der weltweit erste Wasserstoffspeicher in einer unterirdischen Porenlagerstätte geht in Oberösterreich in Betrieb. Betreiber RAG möchte noch viel Größere bauen.

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Zaun mit Transparent "Underground Sun Storage", dahinter Lichtmasten, technische Aggregate, Container

Der "Underground Sun Storage" in Gampern in Oberösterreich.

(Bild: film-pla.net)

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Reiner Wasserstoff wird erstmals in einer natürlichen unterirdischen Gaslagerstätte gespeichert. Im Sommer wird aus Wasser und überschüssigem Solarstrom grüner Wasserstoff erzeugt, mit 90 bar verdichtet und im oberösterreichischen Gampern unterirdisch eingelagert. Im Winter steht der Wasserstoff dann als umweltfreundliche Energiequelle zur Verfügung. Dieses Demonstrationsprojekt namens Underground Sun Storage hat die österreichische RAG am Donnerstag offiziell in Betrieb genommen.

"Ein rascher Wasserstoffhochlauf ist unabdingbar. Es reicht nicht, den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren", sagte RAG-Chef Markus Mitteregger, "Der Sonnen- und Windstrom der Sommermonate muss speicherbar gemacht und so in den Winter gebracht werden." RAG stand einst für Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft und wurde inzwischen in Renewables and Gas uminterpretiert. Mehrheitseigentümer ist die EVN AG (Energieversorgung Niederösterreich, ihrerseits mehrheitlich im Eigentum des Landes Niederösterreich).

Der Gamperner Speicher kann so viel Wasserstoff aufnehmen, wie mit Elektrolyse mit 4,2 Gigawattstunden Strom zu gewinnen ist. Das entspricht dem Sommerüberschuss von etwa 1.000 Photovoltaik-Anlagen auf Einfamilienhäusern. Viel ist das nicht, spricht die RAG doch von Bedarf nach zehn Terawattstunden saisonalem Energietransfer in Österreich aus. Doch ist Gampern nur eine Demonstrationsanlage, die nächste Stufe nach den jahrelangen Forschungsarbeiten im unweit gelegenen Pilsbach. Jetzt geht es nicht mehr um die technische Machbarkeit, sondern darum, Alltagstauglichkeit zu zeigen und Daten als Grundlagen für Finanzmodelle zu gewinnen.

Im Sommer baut die RAG eine acht Kilometer lange Wasserstoffleitung zu einem Kraftwerk. Dort wird eine Gasturbine den Wasserstoff im Winter in Strom und Wärme verwandeln. Selbst wird die RAG aber nicht ins Stromgeschäft einsteigen. Unternehmensschwerpunkt sind Speicherung, Umwandlung und Konditionierung von Energie in Form gasförmiger Energieträger. Mit Speicherkapazitäten von rund 6,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas betreibt das Unternehmen etwa sechs Prozent der EU-europäischen Gasspeicherkapazität. Wenn es sich rechnet, möchte die RAG ihre Speicher gerne für Wasserstoff nutzen.

Im Sommer von der Sonne in den unterirdischen Speicher, im Winter wieder heraus

(Bild: RAG)

In Gampern hat die RAG zahlreiche Projektpartner. Neben Mehrheitseigentümer EVN sind das Axiom Angewandte Prozesstechnik, Energie AG Oberösterreich, Energieinstitut der Johannes-Kepler-Universität Linz, HyCentA Research , K1-MET, Technische Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, Verbund, voestalpine Stahl sowie der Verein Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas (WIVA P&G).

(ds)