Vor 20 Jahren: Apples iTunes Store stellt die Musikindustrie auf den Kopf

99 Cent pro Song: iTunes zog die Musikbranche aus dem Tauschbörsensumpf. Apple legte damit zugleich die Basis für sein milliardenschweres Content-Geschäft.

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Apples Dienste auf dem iPhone

(Bild: Primakov / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Leo Becker

Der iTunes Music Store wird 20: Unter der Parole "Rock and Roll will never die. It is, however, being reborn" eröffnete Steve Jobs am 28. April 2003 den Online-Musikladen. Mit dem Einheitspreis von 99 Cent pro Song, soliden Metadaten, einem riesigen Katalog und vergleichsweise zahmem DRM wollte Apple eine Alternative zur weitverbreiteten Nutzung von Tauschbörsen bieten, die die Musikindustrie unter Druck setzten.

Zum Start gab es den iTunes Music Store nur in den USA und ausschließlich auf Macs. Gerade durch diese Begrenzung war Steve Jobs damals wohl gelungen, alle großen Labels mit an Bord zu bringen und den 99-Cent-Preis durchzudrücken. Die Musikbranche hatte es bis dahin nicht geschafft, eine sinnvolle Plattform für den Online-Vertrieb von Musik auf die Beine zu stellen, der iTunes Music Store wurde als kleiner Testballon unterschätzt.

Prominent auf apple.com Frühjahr 2003: das iTunes-iPod-Gespann.

Am 28. April 2003 schrieb Jürgen Kuri für heise online unter der Überschrift "Apple macht Musik": "Jobs rückte bei der Ankündigung des Music Store die Vorstellungen auch gleich etwas zurecht: Der Slogan der Werbe-Kampagne "Rip, Mix, Burn" habe nie auf ein "Rip-off" angespielt, also auf ein "Abzocken", sondern auf das Übertragen der Songs einer CD auf das Medium, das man persönlich einsetzen wolle. Nun könne man auch von "Kaufen, Verwalten, Hören" sprechen. Die Tauschbörse Napster habe gezeigt, dass das Internet für die digitale Auslieferung von Musik wie geschaffen sei. Aber die Downloads seien unzuverlässig gewesen und die Qualität sehr schwankend – und es sei Diebstahl gewesen. Auf der anderen Seite verlangten die kommerziellen Download-Dienste der Musikindustrie ein Abonnement und sie "behandeln Dich wie einen Kriminellen". Das soll nun alles anders werden, geht es nach dem Apple-Chef und seinen Leuten."

Der iTunes Music Store war vom Fleck weg ein Erfolg, obwohl er nur in den USA startete – und anfangs nur auf Macs verfügbar war. Schon eine Woche nach dem Start verkündete Steve Jobs, Apple sei das weltweit größte Online-Musik-Unternehmen. Apple hatte zugleich viel wichtigere Pläne: Nur wenige Monate später brachte das Unternehmen iTunes mitsamt dem Music Store auf Windows und war damit auf einen Schlag omnipräsent.

Apples iPod über die Jahre (16 Bilder)

iPod von 2001

Ungefähr so groß wie ein Satz Spielkarten, zudem Hosentaschen-kompatibel: Der klassische iPod gab das Design vor.
(Bild: Apple)

Auch die damals so populären iPods waren ab der dritten Generation – die Jobs parallel zum iTunes Music Store vorstellte – Windows-PC-kompatibel, weil sie nicht länger allein auf FireWire als Schnittstelle setzten. Das Gespann aus iPod und iTunes machte Apple vom Nischen-PC-Hersteller zu einer weithin bekannten Marke.

Zugleich schaffte die Kombination aus Hardware, Software und einem zentralen Online-Store die Basis für den nächsten großen Sprung: Das iPhone und den App Store. An jedem Verkauf digitaler Inhalte in iOS-Apps verdient Apple mit, Schätzungen zufolge bringt allein diese Provision dem Konzern rund 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr ein – das allein ist fast so viel wie der Jahresumsatz der gesamten Musikbranche.

Den iPod hat Apple inzwischen bereits begraben, auch das Ende von iTunes ist absehbar. Musik verkauft Apple immer noch als Stückware: Der iTunes Music Store ist auf jedem iPhone vorinstalliert und auch – etwas versteckt – in Apples Musik-App integriert. Neben den Kauf-Songs ist dort auch viel Werbung zu finden – für ein Abonnement des Streaming-Dienstes Apple Music.

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