Pyramid: Klein, aber erfolgreich in der Nische

Die Freiburger Pyramid Computer GmbH hat ökonomisch schwierige Zeiten genutzt, um sich neu aufzustellen und auszurichten. Ein starkes OEM-Geschäft sowie die Bedienung individueller Kundenwünsche bilden inzwischen die Basis für aktuelle Erfolge.

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Frieder Hansen, Geschäftsführer, Pyramid

(Bild: Pyramid)

Das Krisenjahr 2009 konnte die Freiburger Pyramid Computer GmbH mit einem Absatzplus beenden. Die Verkaufszahlen kletterten auf rund 19 000 Rechnersysteme – gut 1000 mehr als im Vorjahr. Der Umsatz in der Größenordnung von 20 Millionen Euro bleibt allerdings um gut fünf Prozent unter dem Niveau von 2008. "Das Minus ergibt sich alleine schon aus dem Preisverfall bei Speicher", erläutert Pyramid-Chef Frieder Hansen gegenüber heise resale. Obwohl der Hersteller 2008 noch ein Stückzahlenwachstum von rund 30 Prozent und ein Umsatzplus von etwa 20 Prozent verzeichnete, zeigt sich Hansen mit dem aktuellen Ergebnis zufrieden. Vor dem Hintergrund der weltweit schwachen wirtschaftlichen Entwicklung 2009 habe sich Pyramid ordentlich geschlagen – und zudem die Personalstärke um 10 Prozent auf jetzt 100 Mitarbeiter erhöht.

Das Freiburger Unternehmen hat in seiner Geschichte schon noch schwierigere Krisen überstehen müssen. So hatte Pyramid vor etwa fünf Jahren den Verlust eines insolventen Großkunden zu verkraften, der allein knapp ein Drittel des Umsatzes beisteuerte. Im Zuge der dadurch erforderlichen Restrukturierung hatte sich Pyramid 2005 von seinem "Ben-Hur"-Geschäft getrennt – das heute die Firma Collax weiterführt. Auch das Firewall-Geschäft (Microsoft ISA/IAG) wurde verkauft, an SecureGuard.

Heute konzentriert sich Pyramid im Wesentlichen auf zwei Bereiche. Das profitable OEM-Geschäft mit einem Komplettserviceangebot für Kunden individueller Rechnersysteme. "Dabei verfolgen wir den sogenannten 'no-touch-Ansatz' und wickeln für unsere Kunden alles ab – von der Produktion über Lager bis hin zum Drop Shipment", erläutert Geschäftsführer Hansen. Für die Fertigung unterhält Pyramid dazu seit 3 Jahren ein Werk in der Umgebung von Erfurt. "Durch die Nähe zum Europa-Hub von DHL profitieren wir an diesem Standort außerdem von einem optimalen logistischen Umfeld", ergänzt Hansen. So könne Pyramid Kunden beispielsweise europaweit eine Next-Day-Auslieferung garantieren.

Pyramid-Firmenzentrale in Freiburg

(Bild: Pyramid)

Obwohl das Unternehmen als Server-Hersteller im OEM-Markt nur zu den "Kleinen" gehört, sieht Firmenchef Hansen Pyramid dennoch gut aufgestellt – auch im Wettbewerb mit den sogenannten A-Brands wie Dell, Hewlett-Packard oder IBM. Während HP und IBM speziell im Industriekundenumfeld gar nicht explizit mit ihren Angeboten positioniert seien, habe Dell zuletzt vor allem unter der Werksverlagerung von Irland nach Polen und unter dem drastischen Personalabbau zu leiden gehabt. Davon habe nicht nur Pyramid, sondern auch direkte Mittbewerber wie etwa Wortmann, Tarox oder Kontron profitieren können.

Entscheidend punkten könne Pyramid im OEM-Markt vor allem mit Entgegenkommen bei individuellen Bedürfnissen der Kunden. "So müssen sich Unternehmen bei uns nicht vom Start weg zur Abnahme von Mindeststückzahlen verpflichten", betont Hansen. Aufgrund einer langjährigen engen Zusammenarbeit mit dem Server-Board-Hersteller SuperMicro könne Pyramid zudem längerfristige Plattformstabilität garantieren. "Das ist besonders für Kunden interessant, die Linux-Appliances vertreiben und den zugehörigen Support sicherstellen müssen", unterstreicht der Pyramid-Chef.

Das umfassende Leistungsportfolio von Pyramid habe allerdings auch seinen Preis. "Wir verlangen von unseren Kunden einen reellen Preis – Billigheimer waren wir nie und werden es auch nie sein", beteuert Hansen. So trete der Freiburger Hersteller am Markt nicht immer mit dem günstigsten Angebot auf, sei aber stets wettbewerbsfähig – insbesondere im Industrieumfeld. Dem Konkurrenzkampf in Deutschland entzieht sich Pyramid außerdem durch wachsende Aktivitäten im Ausland, beispielsweise in Großbritannien oder auch in Frankreich, wo der Hersteller sogar mit einem Vertriebsbüro in Paris vertreten ist.

Pyramid-Werk in Ichtershausen bei Erfurt

(Bild: Pyramid)

Zu den Kunden der Pyramid-OEM-Sparte zählen verschiedene IT-Hersteller und Appliance-Anbieter, wie etwa GateProtect, Netasq, Sagem und Arkeia. "Aber auch außerhalb der IT-Branche finden wir zunehmend Interessenten für unsere Server-Systeme", verrät Hansen und verweist auf Unternehmen wie Siemens. Motorola und Zeiss. Spezielle der Bereich Medizintechnik zeige eine rasante Entwicklung, in deren Zuge Pyramid inzwischen auch ein weltweites Servicenetzwerk aufgebaut habe. "So etwa finden Sie sonst nur bei den A-Brands", freut sich Hansen. Zu dem Netzwerk gehören derzeit rund 60 Systemhäuser und Systemintegratoren weltweit, die vertraglich als Service-Stützpunkte eingebunden wurden. "Pro Woche verzeichnen wir zudem ein bis zwei Neuzugänge", ergänzt der Pyramid-Chef.

Das zweite Standbein der Freiburger ist das Rechner-Geschäft im Reseller-Kanal, wo Pyramid gegen Konkurrenten wie Tarox, Wortmann oder Thomas Krenn antritt. Auch hier will das Unternehmen vor allem mit Individualität punkten. Neben 80 festen Rechner-Konfigurationen stehen Fachhändlern im Shop zahlreiche Optionen zur individuellen Anpassung der PCs und Server offen. "Es dürfte in Deutschland wohl kaum einen Server-/PC-Shop geben, der ein umfangreicheres Angebot hat", ist Firmenchef Hansen überzeugt. Den zugehörigen Internetauftritt sowie das Such- und Konfigurationstool hat der Hersteller zum Jahreswechsel überarbeitet. Der Weg zum Wunschsystem soll dadurch noch komfortabler werden. (map)