Android wird zum Tracker-Netz mit Warnung vor heimlichen Trackern

Google wird Apple auf einen Schlag überholen, was die Reichweite der Bluetooth-Tracker betrifft. Über 1 Milliarde Android-Handys hilft beim Suchen und Finden.

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Große Bühne mit Leindwand, auf der "Find my Device" steht und ein Handy angezeigt wird; links steht Sameer Samat

Sameer Samat, bei Google zuständig für Android Produkte und Design, stellt auf der Google I/O 2023 die neuen Leistungsmerkmale für Find my Device vor.

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 3 Min.

Google überarbeitet seinen "Find my Device"-Dienst. Noch im Sommer sollen sich damit nicht nur verlegte Android-Handys und -Tablets mit Internetverbindung wiederfinden lassen, sondern viele verschiedene Geräte, selbst wenn sie momentan offline sind. Dazu schaltet das Unternehmen mehr als eine Milliarde Android-Geräte in aller Welt zu einem Tracker-Netz zusammen und installiert gleich Maßnahmen gegen heimliche Überwachung. Das hat auf seiner Entwicklerveranstaltung Google I/O am Mittwoch angekündigt.

Das Aufspüren läuft über Bluetooth. Neben Handys werden manche Kopfhörer und Laptops sowie neue Versionen der seit Jahren erhältlichen Tracker-Tags mit dem runderneuerten Dienst Find my Device kompatibel sein. Bisher gibt es Tracker-Netze von Apple (Airtag) und Samsung (Galaxy Smarttag) sowie verschiedenen Anbietern, die jeweils eigene Smartphone-Apps einsetzen. Jeder dieser Netze nutzt alle teilnehmenden Geräte in der Hoffnung, dass eines davon in der Nähe des verlorenen Gegenstandes vorbeikommt. Je größer das Netz, umso größer die Chance. Bislang dürfte Apple die Nase vorne haben.

Doch dank der vielen Android-Geräte, kann Google auf einen Schlag das größte Tracker-Netz der Welt aktivieren. Eigene Tracker-Tags hat das Unternehmen auf der I/O allerdings nicht erwähnt. Es verweist vielmehr auf Tags der Hersteller Tile, Chipolo und Pebblebee.

Letzterer hat sogleich drei neue Tag-Modelle für Find my Device angekündigt. Der Clip ist insbesondere für Schlüsselbunde und Taschen gedacht, der Tag für größere Dinge wie Koffer, Mäntel oder Fernbedienungen, und die besonders dünne Card als Einlage in Portemonnaies. Alle drei Modelle sind wiederaufladbar, eine Ladung hält laut Pebblebee 12 (Clip), 18 (Tag), respektive 8 Monate (Card). In den USA sind Vorbestellungen zum Stückpreis von 30 Dollar netto möglich, Viererpacks kosten hundert Dollar netto.

Chipolo stellt One Point für Schlüsselanhänger (28 Dollar netto) und Card Point für Geldbörsen (35 Dollar netto) vor. Sie sind allerdings nicht wiederaufladbar. Die Batterie soll ein respektive zwei Jahre durchhalten. Für Card Point bietet Chipolo ein Austauschprogramm an: Wer den Tracker-Tag nach zwei Jahren einschickt, bekommt einen neuen zur Hälfte des dann gültigen Preises.

Speziell Apples Airtags haben für zahlreiche negative Schlagzeilen gesorgt, weil sie zur heimlichen Überwachung Ahnungsloser missbraucht werden. Jetzt steuern Google und Apple gemeinsam gegen. Ein Branchenstandard soll dafür sorgen, dass Android und iOS vor Bluetooth-Trackern warnen. Neben Apple und Google sind Hersteller wie Tile und Samsung an Bord.

Google setzt das auch um: Android-Handys sollen automatisch davor warnen, wenn ein unbekannter Tracker die gleichen Wege zurücklegt. Apples Airtags und andere verbreitete Modelle werden den Alarm ebebnfalls auslösen. Das Handy soll dann anzeigen, wo der Tracker überall mit dabei war, ihn zum Piepsen bringen können, und Anleitungen zur Unschädlichmachung bereithalten.

Außerdem werden Besitzer von Android-Handys manuell nach Trackern scannen können. Google betont, dass die Verbindungen zwischen einem Tracker und seinem Eigentümer Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Damit könne niemand fremde Tracker auswerten, auch Google selbst nicht. Nähere Details zum Schutz der Privatsphäre möchte das Unternehmen kurz vor dem Marktauftritt des neuen Find my Device bekannt geben.

(ds)