Linux-Distribution: Ubuntu für RISC-V-Einplatinenrechner Visionfive-2
Canonical hat Ubuntu 23.04 jetzt für das RISC-V-Board Visionfive-2 von Starfive freigegeben. Es handelt sich um die erste offizielle Linux-Distribution dafür.
Canonical hat Ubuntu 23.04 für den RISC-V-basierten Single-Board-Computer (SBC) Starfive Visionfive-2 freigegeben. Es handelt sich damit um die erste Distribution, die offiziell Betriebssystem-Images für die Platine anbietet.
Die Auswahl an Linux-Distributionen für die Platine ist damit um eine von einem großen Linux-Distributor offiziell unterstützte Variante reicher. In ihrer Ankündigung betonen Ubuntu und Starfive ihre enge Zusammenarbeit, auf der der Ubuntu-Port fußt.
Starfive Visionfive-2: Ubuntu-Einrichtung etwas holprig
Die Hoffnung, dass mit einem offiziellen Ubuntu-Image ein "Plug and Play"-Betriebssystem bereitsteht, macht die Installationsanleitung jedoch schnell zunichte. Je nachdem, welche Board-Revison zum Einsatz kommt, muss beispielsweise noch der Device-tree ausgewählt und geändert werden. Zudem ist eine Aktualisierung des U-Boot-Bootloaders auf einen Stand vom 19. Januar dieses Jahres, Version 2.8.0 oder neuer, nötig, damit Ubuntu darauf startet.
Die Firmware lässt sich auf der Github-Projektseite von Starfive herunterladen. Die aktuelle Anleitung beschreibt ab Seite 29, wie die Aktualisierung vorzunehmen ist.
Der erste Start dauert etwas länger. Ubuntu gibt mehrere Minuten an. Ein Eintrag in der Ubuntu-Anleitung deutet auf rund zweieinhalb Minuten hin, die die Initialisierung benötigt. Auf unserem Testsystem kam eine Meldung über ein erfolgreiches Cloud-Init jedoch bereits nach rund einer Minute. Sie erschien direkt auf der Konsole. Irritierend dabei: Anders als bei den bisherigen Linux-Distributionen blinkt unter Ubuntu die Betriebs-LED des Boards bei Zugriffen auf die SD-Karte nicht grün. Das System startet aber trotzdem.
Da es sich um ein Ubuntu-Server-System handelt, ist keine grafische Desktopumgebung vorinstalliert. Das wäre noch kein Problem, jedoch sind Tastatur und Monitor am Visionfive-2 mit Ubuntu derzeit nutzlos; der Monitor zeigt nichts an, auf die Tastatur reagiert das System anscheinend nicht. Zugriff gelingt zum Einstieg mit serieller Konsole am UART, also mit USB-zu-Seriell-Wandler. Damit ändert man das Passwort und gegebenenfalls den Device-tree und richtet etwa SSH ein. Erst danach ist der Zugriff übers Netzwerk etwas komfortabler möglich.
Standard-Nutzer und Passwort sind zunächst "ubuntu". Beim ersten Log-in erfolgt die Aufforderung zur Änderung des Passworts. Wer das Visionfive-2-Board in Revision 1.2A hat, muss jetzt den Device-tree umstellen – dabei handelt es sich jedoch lediglich um vier einfache Befehle laut Anleitung:
echo 'StarFive VisionFive 2 v1.2A' | sudo tee /etc/flash-kernel/machine
sudo flash-kernel $(uname -r)
sudo update-grub
sudo reboot
Ebenfalls schmerzhaft ist die Einschränkung des derzeit eingesetzten Linux-Kernels 6.2 für RISC-V. Dieser unterstützt weder USB noch PCIe. Die Ubuntu-Entwickler erwarten jedoch künftige Kernel-Versionen, die den Support dafür nachrüsten.
Ubuntu für Visionfive-2 herunterladen
Wen die nötigen Klimmzüge nicht abschrecken: Das "Ubuntu Server preinstalled Image" können Interessierte auf der Ubuntu-Webseite herunterladen. Auf der linken Seite findet sich dort die Navigation, wo jetzt neu das "Starfive VisionFive 2"-Board in der Auswahl auftaucht.
Bislang standen für den Visionfive-2-SBC lediglich von Starfive selbst angepasste Debian-Versionen sowie ein "Bastellinux" namens DietPi sowie weitere Community-getriebene Linux-Distributionen zu Verfügung. Die dürften mit Ubuntu nun in absehbarer Zeit ernsthafte Konkurrenz bekommen.
(dmk)