Archäologie: Mit Magnetometern auf der Suche nach vergangenen Kulturen

Archäologisches Erbe kann über elektromagnetische Signale im Boden aufgespürt werden. Damit eröffnen sich neue Perspektiven für die Archäologie.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Mit dem extra für ihn angefertigten Magnetometer-Gestell aus Kunststoffrohren und geländegängigen Rädern scannt der Archäologe Jarrod Burks ganze Landstriche auf der Suche nach Spuren alter Zivilisationen., Maddie McGarvey

Mit dem extra für ihn angefertigten Magnetometer-Gestell aus Kunststoffrohren und geländegängigen Rädern scannt der Archäologe Jarrod Burks ganze Landstriche auf der Suche nach Spuren alter Zivilisationen.

(Bild: Maddie McGarvey)

Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Geoff Manaugh
Inhaltsverzeichnis

Jarrod Burks öffnet die Ladeklappe seines Vans und zeigt auf eine Reihe seltsamer Geräte: weiße PVC-Rohre, verbunden zu einem ausziehbaren, zaunartigen Gitter mit großen, robusten Rädern. Auf weichen Decken liegen ein Tablet-Computer, viele Meter Kabel sowie eine GPS-Antenne in einer Schutzhülle. Zusammengebaut, erklärte Burks, ergebe sich daraus ein Gerät zur Messung winziger Schwankungen im Magnetfeld der Erde. Dieses "Magnetometer" ist so sensibel, dass schon ein Handy in Burks’ Jeans die Messdaten eines ganzen Tages zunichtemachen würde. Und es misst so empfindlich, dass es Lagerplätze aufspüren kann, deren Feuer vor mehr als tausend Jahren erloschen sind.

Der 50-jährige Burks – gestutzter grauer Bart, rechteckige Brille – beginnt, die Teile auszuladen und sie auf dem taufeuchten Gras zusammenzusetzen. Auf seinem Van prangt das Logo der Ohio Valley Archaeology Inc., die sich mit dem Management kultureller Ressourcen beschäftigt. Schon seit 2004, kurz nach seiner Promotion in Archäologie, arbeitet er hauptberuflich für diese Firma; heute ist er dort Direktor für archäologische Geophysik. Er untersucht Gelände im gesamten Mittleren Westen und im Ausland, wo er etwa im Auftrag des US-amerikanischen Kongresses nach den sterblichen Überresten amerikanischer Soldaten sucht.

Daneben ist er Präsident der Heartland Earthworks Conservancy, die sich der "Erhaltung alter Erdwerke im südlichen Ohio" verschrieben hat. Mit einem der fortschrittlichsten geophysikalischen Instrumente auf dem Markt trägt Burks dazu bei, Zehntausende antiker Erdbauwerke zu entdecken und damit zu erhalten – vergessene Monumente kreativer Kulturen, welche die nordamerikanischen Landschaften tiefgehend umgeformt haben. Die Bauwerke bilden geometrische Strukturen aus Mauern, Hügeln, Gräben oder Wällen und sind teilweise fast 3000 Jahre alt. Einige sind so riesig, dass sie ironischerweise nur schwer zu erkennen sind, da sie eher natürlichen Landschaftsformen als architektonischen Werken ähneln. Andere sind so klein, dass sie auf den ersten Blick wie ungepflegte Grashügel wirken. Viele Strukturen weisen offenbar auf bedeutende Sternbilder oder Mondzyklen hin – was auf ein hoch entwickeltes, über mehrere Generationen überliefertes astronomisches Wissen schließen lässt.