Medikamententests ohne Tierversuche: Freiheit für die Labormaus?

Neue Medikamente müssen aufwändig auf ihre Sicherheit geprüft werden. In den USA verlangt die Zulassungsbehörde FDA dafür keine Tierversuche mehr.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Ulrike Schneeweiß
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"Mehr als 70 Prozent der Gene, die beim Menschen mit Krebs in Verbindung gebracht werden, finden sich auch in Drosophila-Fruchtfliegen", sagt Natascha Drude vom QUEST Center for Responsible Research an der Charité. Ein Grund für Tierversuche an Fruchtfliegen ist, dass Forschende aus ihnen erste Anhaltspunkte dafür ablesen können, wie Krebserkrankungen entstehen. "Man bekommt anhand dieses Modells schnell erste Einblicke in Mechanismen und Funktion." Und gelegentlich erste Ideen für neue Therapien oder Medikamente.

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Der Weg solcher Medikamente zum Menschen ist jedoch lang und voller Hürden. Er führt von Tests im Reagenzglas über Prüfungen an Zellen und Geweben. Und irgendwann reicht das nicht mehr. "Nehmen wir Nanopartikel", sagt Drude. "Diese Wirkstoffträger werden oft schon im Blut von einer Proteinschicht umhüllt. Was bedeutet das für ihre Verteilung im Körper: Reichern sie sich in bestimmten Geweben an? Wie werden sie ausgeschieden, und entstehen dabei an einer Stelle Abbauprodukte, die an anderer Stelle unvorhergesehenen Schaden anrichten?"

Derart komplexe Zusammenhänge können die Forschenden nur in vollständigen – und vor allem höheren – Organismen erkennen. Deshalb haben Tierversuche an Säugetieren einen festen Platz in der präklinischen Erprobung. Die Zulassungsbehörden für Arzneimittel – etwa die FDA in den USA oder die EMA in Europa – fordern in der Regel belastbare Daten, dass die neuen Substanzen von zwei Tierarten vertragen werden.