X-Check: Probleme mit ID-Chip

Eine falsche Datei auf einem Server sorgte dafür, dass sich Kunden auch ohne den Chip für das Altersverifikationssystem anmelden konnten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Eine Panne beim Altersverifikationssystem X-Check hat dafür gesorgt, dass der neu eingeführte "Security ID Chip" wahrscheinlich über mehrere Wochen wirkungslos war. Gegenüber heise online bestätigte der Vorstand der Coolspot AG, Roland Bongartz, das Problem: Eine falsche Datei sei auf den Server hochgeladen worden, sodass sich die Kunden auch ohne den Chip anmelden konnten. Trotzdem waren die Seiten nicht für jedermann offen. Nur wer Username und Passwort eines Neukunden hatte, konnte sich einloggen.

X-Check ist ein so genanntes Altersverifikationssystem. Durch die Anmeldung bei dem Anbieter wird die Identität des Kunden festgestellt, sodass dieser auf nicht jugendfreie Webseiten zugreifen kann. Ende Oktober stellte X-Check sein System entscheidend um: Neukunden müssen einen Chip kaufen, der an den USB-Port des PC gesteckt wird und eine eindeutige Identifizierung gewährleisten soll. Zusätzlich muss sich der Kunde noch über Benutzername und Passwort identifizieren. Damit die Chips nur im Besitz von Volljährigen sind, setzt X-Check auf das Post-Ident-Verfahren: Der Kunde muss sich bei der Post ausweisen, wenn er den Chip bestellen will. Der Aufwand ist nicht kostenlos: 19,95 Euro muss der Kunde derzeit für Chip und Zustellung zahlen. Die zum Betrieb des Chips notwendige Software ist bisher nur für Windows erhältlich.

In der Branche herrscht große Uneinigkeit über die Zukunft von Altersverifikationssystemen. Viele Adultwebmaster bevorzugen eine kostenlose und unkomplizierte Identifikation über die Eingabe der Personalausweisnummer. Jedoch ist es fraglich, ob dieses System nach den neuen Jugendschutzregelungen Bestand haben wird. Der Interessenverband Neue Medien (IVNM) setzt sich massiv für das kostenlose Verfahren ein.

Die Panne kam heraus, weil ein Konkurrent von Coolspot dem Düsseldorfer Unternehmen eine Abmahnung geschickt hatte. Gleichzeitig gab die beauftragte Anwaltskanzlei Hilgemann Revel Lattreuter Presseerklärungen heraus, in denen die Frage aufgeworfen wird, ob X-Check "ein einziger Betrug" und die Kommission für Jugendmedienschutz, die im September X-Check offiziell abgesegnet hat, gar "am Ende" sei. Sowohl die Geschäftsführerin als auch der Pressesprecher des IVNM gehören der Kanzlei an.

Es ist nicht die erste Auseinandersetzung zu dem Thema, bei dem mit harten Bandagen gekämpft wird. Am morgigen Mittwoch wird ein Beschluss des Landgerichts Düsseldorf erwartet: Coolspot hatte den Mainzer Konkurrenten Erodata verklagt, um den Status quo der benötigten Jugendschutzmaßnahmen rechtlich klären zu lassen. Es ist aber auch nicht das erste Mal, dass X-Check mit solchen Problemen zu kämpfen hatte. Bereits vor zwei Jahren konnte man sich über ungeprüfte Accounts bei dem Anbieter einloggen. Nach Rücksprache mit heise online wurde diese Lücke jedoch schnell geschlossen. (Torsten Kleinz) / (anw)