Microsoft: EU genehmigt Übernahme von Activision Blizzard

Die EU sieht keine Einwände gegen Microsofts geplanten Kauf von Activision Blizzard. Ob der Deal abgeschlossen werden kann, ist aber unklar.

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(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

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Die EU-Kommission hat Microsofts geplanter Übernahme von Activision Blizzard zugestimmt. Aus Sicht der Kartellwächter spricht nichts dagegen, dass sich Microsoft den US-Publisher mit bekannten Spielen wie "Call of Duty" und "World of Warcraft" wie geplant für 69 Milliarden US-Dollar einverleibt.

Die Entscheidung der EU-Kartellwächter war nach positiven Signalen in den vergangenen Monaten erwartet worden. Zuvor hatte sich Microsoft auf Zugeständnisse eingelassen und Verträge mit mehreren Konkurrenzfirmen, darunter unter anderem Cloud-Gaming-Anbieter, geschlossen. Der EU sicherte Microsoft weiterhin zu, aktuelle und künftige Spiele von Activision Blizzard an alle Cloud-Gaming-Anbieter zu lizenzieren.

"Diese Zusagen räumen die von der Kommission festgestellten Wettbewerbsbedenken in vollem Umfang aus und stellen eine erhebliche Verbesserung für das Cloud-Gaming im Vergleich zur derzeitigen Situation dar", resümiert die EU-Kommission in ihrer Begründung. Auf dem Konsolenmarkt sei ebenfalls keine Verschlechterung zu befürchten, heißt es weiter. Weil Konkurrent Sony deutlich mehr Konsolen verkauft als Microsoft, habe das Unternehmen großen Anreiz, von Activision entwickelte Titel wie "Call of Duty" auch in Zukunft auf der Playstation anzubieten.

Die EU schließt sich mit ihrer Entscheidung Kartellbehörden in Ländern wie Brasilien, Chile, Serbien und Saudi-Arabien an, die den Deal ebenfalls für unbedenklich halten.

Anders sieht das die britische Competition and Markets Authority (CMA): Die britische Kartellbehörde hat jüngst entschieden, Microsofts geplanter Übernahme von Activision Blizzard nicht stattzugeben. Microsoft habe es nicht geschafft, Bedenken um die Vormachtstellung im Cloud-Gaming-Sektor auszuräumen, schreibt die CMA in ihrer Begründung. Der Deal würde weniger Wettbewerb und damit weniger Innovation bedeuten, heißt es darin weiterhin.

Dass Microsoft die Übernahme abschließen kann, ist also trotz der EU-Entscheidung unsicher. Microsoft hat angekündigt, vor dem britischen Competition Appeal Tribunal (CAT) Einspruch gegen die Entscheidung der CMA einzulegen. "Wir wollen Activision Blizzard weiterhin kaufen und werden Einspruch einlegen", schrieb Microsoft-Präsident Brad Smith nach der CMA-Entscheidung auf Twitter. Das Urteil spiegele ein fehlerhaftes Verständnis des Spielemarkts wider.

Die Messlatte des CAT, Entscheidungen der britischen Wettbewerbshüter zu überstimmen, gilt als vergleichsweise hoch. Die Verhandlung beim CAT könnte bis zu 9 Monate dauern. Sollte Microsoft stattgegeben werden, würde der Fall danach erneut bei der CMA landen. Widerstand gegen die Übernahme kommt auch aus den USA, wo sich die zuständige Federal Trade Commission (FTC) für eine Klage gegen den Deal entschieden hat.

Mit dem Deal möchte Microsoft seine Marktposition in der Spieleindustrie zu festigen. Es wäre die teuerste Übernahme in der Geschichte des Tech-Riesen. Mit Activision Blizzard könnte Microsoft nicht nur seine Konsolen- und Abo-Geschäfte stärken, sondern auch seine Präsenz auf dem Mobilmarkt ausbauen. Zu Activision Blizzard gehört nämlich auch die ausgesprochen erfolgreiche Mobilabteilung King, die unter anderem Titel wie "Candy Crush" hervorgebracht hat. Microsoft will die Übernahme spätestens im Sommer abschließen.

Zu den vehementen Gegnern der Übernahme zählt Microsoft-Konkurrent Sony. Der Playstation-Hersteller bezeichnet den Deal als wettbewerbsschädigend. Microsoft könne nach der Übernahme Preise erhöhen, was unabhängigen Entwicklerstudios schaden könnte, argumentiert das japanische Unternehmen etwa in Schreiben an Kartellbehörden. Die von Activision entwickelte "Call of Duty"-Reihe sei wegen ihrer riesigen Reichweite unersetzbar. Mittelfristig würde laut Sony ein "signifikanter" Teil der Playstation-User zu Microsoft wechseln, sollte die Übernahme samt "Call of Duty"-Spielen genehmigt werden.

(dahe)