Im Test: Micro-Four-Thirds-Objektiv OM System M.Zuiko ED 90mm f/3.5 Macro IS Pro

Lange haben Fotografen auf ein Tele-Makro im Micro-Four-Thirds-System gewartet. OM System hat jetzt ein gut ausgestattetes 90-Millimeter-Objektiv vorgestellt.

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OM System OM-1  90 mm  ISO 400  f/4.5  1/200 s,
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Thomas Hoffmann
Inhaltsverzeichnis

Makroobjektive faszinieren immer wieder. Ihre Fähigkeit, dem menschlichen Auge Verborgenes sichtbar zu machen und den Betrachter damit in fremde Welten zu entführen, begeistert. In der letzten Ausgabe haben wir einen Blick auf 100-Millimeter-Makros geworfen, damals unter der Prämisse, wie sie abseits des großen Abbildungsmaßstabs performen. Jetzt waren wir mit dem neuen – Achtung, sperriger Name – OM System M.Zuiko ED 90 mm f/3.5 Macro IS Pro unterwegs und haben es in Labor und Praxis unter die Lupe genommen.

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Während die Objektive der letzten Artikel beinahe alle für das digitale Vollformat gerechnet waren, haben wir es hier mit einer Optik für den deutlich kleineren Four-Thirds-Sensor zu tun. Das bringt einige Besonderheiten mit sich, die man sich im Vorfeld klarmachen sollte. Die Sensorfläche beträgt ungefähr ein Viertel der Fläche eines Vollformatsensors. Das führt zu einer Brennweitenverlängerung aufgrund des Cropfaktors. Beim hier getesteten Makroobjektiv bedeutet das, die 90 Millimeter (Kleinbild-)Brennweite wird dadurch, dass nur ein kleiner Ausschnitt auf dem Sensor landet, verdoppelt und kommt 180 Millimetern am Vollformat gleich. Da sich die maximale Offenblende auf die reale Brennweite von 90 Millimetern bezieht, verdoppelt sich auch die Blendenwirkung – hier also auf Blende f/7.1. Zuletzt entspricht auch die Naheinstellgrenze der realen Brennweite von 90 Millimetern, die Frontlinse befindet sich also für den größten Abbildungsmaßstab deutlich näher am Motiv, als es bei einem entsprechenden Vollformatobjektiv der Fall wäre.

Je nach gewähltem Motiv hat die Makrofotografie mit dem kleinen Four-Thirds-Sensor den Vorteil einer geringeren Größe im Vergleich zum Vollformatobjektiv und einer stärkeren Vergrößerung durch den Cropfaktor. Am Vollformat bräuchte man einen doppelt so großen Abbildungsmaßstab von 4:1, wenn man mit der zweifachen Vergrößerung des M.Zuiko 90 mm mithalten wollte. Dazu kommt eine größere Tiefenschärfe – die man allerdings mit einer geringeren Lichtstärke erkauft. Problematisch kann das bei bewegten Motiven sein. Die benötigten kurzen Belichtungszeiten lassen sich nur durch eine höhere Sensorempfindlichkeit mit entsprechender Rauschneigung oder durch künstliche Beleuchtung realisieren. Die kurze Naheinstellgrenze ist ein Problem bei Aufnahmen von Insekten, die bei Annäherung schnell die Flucht ergreifen.