Microsoft will in China bleiben

Der US-Softwarekonzern will nicht dem Beispiel Googles folgen und einen Rückzug aus dem chinesischen Markt erwägen. CEO Steve Ballmer sagte, er wisse nicht, wie irgendwem damit geholfen werden könnte.

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Der US-amerikanische Softwarekonzern Microsoft will nicht wie Google sein Engagement in der Volksrepublik China überdenken. CEO Steve Ballmer sagte nach einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama und anderen Unternehmenslenkern in einem Interview (Video, ab Minute 2) mit dem Fernsehsender CNBC, es sei weiterhin klar, dass Microsoft in der Volksrepublik Geschäfte treiben und die dortigen Gesetze einhalten werde.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ergänzte Ballmer, er verstehe nicht, wie ein Rückzug aus China irgendwem helfen könne. Der Microsoft-Chef blieb damit auf der Linie, die sein Unternehmen zusammen mit Yahoo und Google Anfang 2006 in einer Stellungnahme gegenüber dem US-Parlament eingenommen hatte.

Cyberattacken seien unselig, aber ein allgemeines Problem, das von anderen, speziellen chinesischen Problemen getrennt gesehen werden müsse, sagte der Microsoft-Chef weiter in dem Fernsehinterview. Ballmer hat nach eigenen Angaben die Analyse des Sicherheitsspezialisten McAfee zur Kenntnis genommen, nach der chinesische Angreifer eine Lücke im Internet Explorer genutzt haben sollen. Konkret wollte er darauf nicht eingehen, stattdessen verwies er darauf, dass sich ein Microsoft-Team um das Thema kümmert. Ballmer sieht in China gute Wachstumsmöglichkeiten, doch gebe es noch sehr große Probleme mit dem Urheberrecht dort, die gelöst werden müssten.

Ballmers Beharren auf weitere Geschäftstätigkeiten in China dürften Menschrechtsorganisationen enttäuschen, die verlangt haben, dass andere Firmen Googles Beispiel folgen. Der Internetdienstleister erwägt wegen Cyberattacken und der Internetzensur einen Rückzug aus China. Die chinesische Regierung zeigte sich bislang gegenüber Google nicht zu Kompromissen bereit. Jiang Yu, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, sagte während einer Pressekonferenz, Chinas Internet sei offen. Internationale Unternehmen seien eingeladen, daran teilzuhaben, wenn sie sich an die Gesetze halten. Wenn sich die US-Regierung direkt an die chinesische Regierung wende, werde dieser Standpunkt erneut verdeutlicht werden. Auf die Frage, ob Gmail-Konten von Menschenrechtlern ausgespäht werden sollten, ging die Sprecherin nicht ein. Stattdessen verwies sie darauf, dass Cyber-Attacken in China verboten seien.

Die New York Times berichtete derweil, Google habe im vergangenen Monat, als der Verdacht aufkam, dass sich Angreifer Zugriff auf Gmail-Konten verschaffen wollten, einen Gegenangriff gestartet. Google-Mitarbeiter hätten eine Spur zu einem Computer in Taiwan verfolgt und dort Hinweise für einen größer angelegten Angriff gefunden, der mehr als 30 Unternehmen gegolten habe. Allerdings hätten die Google-Mitarbeiter keine Beweise gefunden, dass die Angriffe von China ausgegangen sind; es gebe lediglich deutliche Indizien dafür. (anw)