Weltraumteleskop James Webb findet Wasser bei Kometen im Asteroidengürtel

Zwischen Mars und Jupiter kreisen viele Asteroiden um die Sonne. Einige Kometen gibt es dort aber auch und auf denen kommt Wasser vor. Das wurde nun bestätigt.

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Ein von Gaswolken eingehüllter Kometenkern

Künstlerische Darstellung von 238P/Read

(Bild: NASA, ESA)

Lesezeit: 3 Min.

Das Weltraumteleskop James Webb hat erstmals Wasser bei einem Hauptgürtelkometen nachgewiesen und damit den Nachweis geliefert, dass der für das irdische Leben so ungemein wichtige Stoff tatsächlich im Inneren des Sonnensystems überstehen kann. Gefunden wurde der Dampf bei dem Kometen 238P/Read, der anders als die allermeisten im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreist. Wasser kann also als Eis in dieser Region erhalten bleiben. Das ist ein weiterer Puzzlestein auf dem Weg zur Klärung der Frage, wo das viele Wasser auf der Erde einst hergekommen ist. Gleichzeitig hat 238P/Read aber eine neue Frage aufgeworfen.

Vergleich der Spektren von 238P/Read und vom Kometen 103P/Hartley 2, den die NASA-Sonde Deep Impact untersucht hat.

(Bild: NASA, ESA, CSA, and J. Olmsted (STScI))

Hauptgürtelkometen wurden erst vor wenigen Jahren entdeckt, erklärt das für den Fund verantwortliche Forschungsteam. Bis dahin war man davon ausgegangen, dass alle Kometen ihren Ursprung im Kuipergürtel und in der Oortschen Wolke haben, von wo aus sie das innere Sonnensystem wiederkehrend besuchen. Dort bilden sie dann die charakteristische Koma aus, wenn das in ihnen enthaltene gefrorene Material ausdampft. Das passiert auch bei den Kometen im Asteroidengürtel, abgesehen davon gleichen die aber Asteroiden, vor allem in Bezug auf die Umlaufbahn. Die Zusammensetzung dieses Gases hat das James Webb Space Telescope (JWST) nun mit dem Nahinfrarotspektrographen NIRSpec untersucht.

Erst mit dem neuen Weltraumteleskop konnte jetzt die Vermutung bestätigt werden, dass es sich bei den Gasen, die 238P/Read und die anderen Hauptgürtelkometen ausdampfen, um Wasserdampf handelt. Für die Astronomie sei das ein weiterer, langersehnter wissenschaftlicher Durchbruch. Es sei der Beweis, dass Wasser auch im Inneren des Sonnensystems aufzufinden ist. Nach der Entstehung der Sonne war es dort eigentlich viel zu warm und das anfangs hier vorhandene Wasser war verdampft – auch auf der Erde. Das heute so reichhaltig vorhandene Wasser muss also später hierher gebracht worden sein und auch Hauptgürtelkometen könnten bei der Klärung dieses Rätsels helfen.

Während die Entdeckung des Wasserdampfs erwartet worden war, hatte 238P/Read aber auch ein Rätsel parat. Denn entdeckt wurde bei ihm keine Spur von Kohlenstoffdioxid. Das mache normalerweise etwa 10 Prozent der flüchtigen Stoffe in Kometen aus, erklärt die Forschungsgruppe. Warum es bei dem Hauptgürtelkometen fehlt, wissen sie nicht. Vorstellbar sei, dass das CO₂ längst verloren gegangen ist, weil im Inneren des Sonnensystems höhere Temperaturen herrschen als dort, wo Kometen üblicherweise hauptsächlich unterwegs sind. 238P/Read könnte aber auch in einem vergleichsweise warmen Gebiet des Sonnensystems entstanden sein, wo es kein Kohlenstoffdioxid gegeben hat.

Das von den Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA betriebene Weltraumteleskop James Webb wurde am 25. Dezember 2021 gestartet. Nachdem es sich in einer komplexen Prozedur selbst entfaltet hat, ist es einen Monat später am Lagrange-Punkt L2 angekommen. Hier blickt es abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab. Die Analyse von 238P/Read wird jetzt im Fachmagazin Nature vorgestellt.

(mho)