"Bisschen ratlos": Kritik an Kochmagazin mit Inhalten von ChatGPT und Midjourney

Burda hat ein komplettes Kochmagazin von KI-Generatoren befüllen lassen und das an keiner Stelle kenntlich gemacht. Die Kritik daran wird immer lauter.

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(Bild: etorres/Shutterstock.com)

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Nachdem der Burda-Verlag eingestanden hat, dass eine Extraausgabe des Rezeptemagazins Lisa Kochen & Backen komplett mit Inhalten von Text- und Bildgeneratoren befüllt wurde, gibt es heftige Kritik vom Bayerischen Journalisten-Verband. Das gegenüber der Süddeutschen Zeitung als "Experiment" bezeichnete Heft stelle einen "fahrlässigen" Umgang mit der journalistischen Glaubwürdigkeit dar, meint BJV-Vorsitzender Michael Busch. Kritik übt er vor allem daran, dass der Verlag an keiner Stelle in dem Heft kenntlich macht, wie die Inhalte entstanden sind. Wer Leserinnen und Leser so täusche, unterhöhle das Vertrauen in die Publikation.

Dass das für 2,99 Euro im Handel erhältliche Heft "99 Pasta-Rezepte" größtenteils mit KI-Technik erstellt wurde, hatte die Süddeutsche Zeitung am Wochenende publik gemacht. Erst auf Anfrage habe der Verlag bestätigt, dass das Heft "mithilfe von ChatGPT und Midjourney erstellt" wurde. Unter den Rezepten und auch sonst sei das an keiner Stelle sichtbar gemacht worden, auffällig war lediglich, dass das Kleingedruckte fehlt. Der Verlag erklärte demnach, dass "in sehr kurzer Zeit" und "unter realistischen Bedingungen" getestet werden sollte, wie KI-Tools die Arbeitsabläufe sinnvoll "unterstützen" können. Die Kennzeichnung sei wohl bewusst weggelassen worden.

Unter anderem, weil die Qualität der von den KI-Werkzeugen gelieferten Inhalte nicht ausgereicht hat, waren dem Bericht zufolge noch zehn Menschen an der Erstellung des Hefts beteiligt, während im Impressum aber nur vier Namen stünden. Im Betriebsrat gibt man sich gegenüber der SZ "ein bisschen ratlos" und fragt sich vor allem, was das für die Arbeitsplätze bedeute. Ein Verlagssprecher habe aber versichert, dass Künstliche Intelligenz "keinesfalls" die Mitarbeitenden ersetzen werde. Deren Kreativität und Qualitätskontrolle sei unerlässlich. Stattdessen solle es Fortbildungen und Zugänge zu ChatGPT geben.

Beim BJV sieht man das anders und erinnert an das Wahrheitsgebot und die Sorgfaltspflicht, die im Pressekodex vorgeschrieben seien. Das gelte auch, wenn KI eingesetzt wird. Besonders bedenklich findet der Verband die mit der fehlenden Kennzeichnung zum Ausdruck gebracht Geringschätzung der journalistischen Arbeit an sich. "Künstliche Intelligenz darf kein Ersatz für menschliche Leistung und redaktionelle Verantwortung sein", fordert Busch. Er verweist noch auf ein Positionspapier des Deutschen Journalisten-Verbands zu KI im Journalismus und fordert den Burda-Verlag auf, die darin genannten Punkte umzusetzen.

(mho)