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DHL will keine praktischen Links für Neuzustellungen

Digitalcourage e.V. hat eine Website mit hilfreichen Direktlinks auf DHL-Formulare aufgesetzt. Dem Paketunternehmen gefällt dieser Service aber offenbar nicht.

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(Bild: geogif/Shutterstock.com)

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Lesezeit: 2 Min.

Wer ein DHL-Paket nicht entgegennimmt, muss es in der Regel selbst von einer Filiale oder einer Packstation abholen – oder eine Neuzustellung beantragen. Diese eher wenig bekannte Option gibt es zwar nicht bei allen Sendungsarten, aber dafür funktioniert sie über ein simples Web-Formular. Die Installation einer App ist nicht nötig. Ein echter Vorteil, denn einige Paketstationen lassen sich nur per App und Bluetooth öffnen und wickeln ihren Datenverkehr über das Kundensmartphone ab. Der Verein Digitalcourage verlieh DHL dafür einen Big-Brother-Award.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Damit die Formulare für die praktische Neuzustellung leichter zu finden sind, hat Digitalcourage außerdem die Website neuzustellen.de aufgesetzt. Dort wurde das Prozedere kurz erklärt und direkt auf die Formulare verlinkt. Das ist nämlich einer der Vorteile dieses "World Wide Web", müssen Sie wissen: Man kann direkt auf Inhalte verlinken, auch auf fremde. Dadurch entsteht ein nutzerfreundliches Netz aus Inhalten.

Allerdings nicht aus Inhalten der Deutsche Post DHL Group oder zumindest nicht mit den Formularen zur Neuzustellung. Die haben nämlich die URL gewechselt und können außerdem nicht direkt angesurft werden. Wer das versucht, wird auf eine allgemeine Hilfeseite weitergeleitet, wodurch die Links von neuzustellen.de sinnlos wurden.

In unseren Versuchen zeigt sich, dass dhl.de den vom Browser übertragenen Referer-Header analysiert. Der zeigt an, woher man kommt. Erfolgreich zu den Formularen gelangt man, wenn man sie über einen Link von www.dhl.de aufruft (oder das zumindest per Referer-Header vorgibt). Fehlt der Referer dagegen oder verweist er auf eine andere Domain, landet man auf der allgemeinen Hilfeseite. Von dort müsste man sich erneut zu den Formularen durchklicken, wenn man sie denn findet. Wir haben uns eine ganze Weile durch die verschiedenen Hilfebereiche geklickt und sind nicht fündig geworden, obwohl wir ja sogar die korrekte URL kannten.

Wir haben bei der Deutsche Post DHL Group nachgefagt, was man mit diesem Verhalten bezwecken will und werden den Artikel ergänzen, wenn wir eine Antwort erhalten. Einstweilen gelangt man beispielsweise über die Suche auf DHL.de zu den Formularen, neuzustellen.de erklärt, wie das geht.

Update

In einem neuen Blogpost erklärt Digitalcourage, dass sie inzwischen auf den alternativen Link www.dhl.de/nochmal-zustellen aufmerksam gemacht wurden. Der führt fast direkt zu den Formularen und funktioniert unabhängig vom Referer-Header. Der Verein hat neuzustellen.de entsprechend aktualisiert.

Update

Die Deutsche Post DHL Group hat geantwortet: "Aus Sicherheitsgründen verweigern wir grundsätzlich den Zugriff Dritter auf kundensensible Websites unseres Unternehmens, insbesondere bei solchen, die – für uns unkontrollierbar – betriebliche Prozesse auslösen."

Auf unsere Rückfrage, um welche "Dritten" und welche konkreten Sicherheitsbedenken es geht, antwortete Deutsche Post / DHL, dass man es generell als kritisch betrachte, wenn Dritte bestimmte Websites im "Look & Feel" des Unternehmens gestalteten und Kunden suggerierten, sie seien auf einer offiziellen Seite von Deutsche Post / DHL gelandet. Dies konterkariere die Bemühungen des Unternehmens, ihre Kunden aufzuklären, sodass sie z.B. im Zusammenhang mit Phishing-Attacken niemals auf unternehmensfremde Seiten und Absender zu vertrauen. Deshalb sei man um eine größtmögliche Distanz zu Aktivitäten Dritter bemüht, was auch das Unterbinden von "deep links" einschließe. Im Übrigen sei es für Kunden des Unternehmens ein Leichtes, auf der DHL-Website oder auch mit Hilfe der gängigen Suchmaschinen den Link zur Beauftragung einer Zweitzustellung zu finden. Dafür bedürfe es keiner Hilfe von außerhalb.

(syt)