Chinas mysteriöser Raumgleiter hat Satelliten eingefangen und wieder ausgesetzt

Der mysteriöse Raumgleiter hat bei seiner 279 Tage langen Mission einen Satelliten nicht nur ausgesetzt, sondern auch wieder eingefangen und erneut ausgesetzt.

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Chinesische Flagge vor Satellitenaufnahme der Erde

(Bild: IM_photo/Tatohra/Shutterstock.com, heise online)

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Ein vor wenigen Tagen nach 276 Tagen zur Erde zurückgekehrtes chinesisches Raumschiff hat in der Erdumlaufbahn nicht nur einen Satelliten platziert, sondern ihn wieder eingefangen und Wochen später wohl erneut ausgesetzt. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature unter Berufung auf den US-Astronomen Jonathan McDowell. Das Objekt sei im Januar verschwunden und im März wieder aufgetaucht. Wegen der strengen Geheimhaltung rund um die Mission, kann lediglich spekuliert werden, was es damit auf sich hat. McDowell schließt daraus, dass das Raumschiff im All Nutzlast aufnehmen kann und dafür womöglich über einen Roboterarm verfügt. China könnte damit zum Beispiel die Reparatur eines Satelliten im Orbit getestet haben.

Satellitendaten haben laut McDowell außerdem bestätigt, dass das Raumschiff vor der Landung auf das Kosmodrom Jiuquan zugesegelt ist und dort auf einer Landebahn aufgesetzt hat. Das passt zu der Vermutung, dass es sich um einen Raumgleiter handelt, der dem US-Pendant X-37B ähnelt. Raumkapseln etwa von SpaceX schweben sonst an Fallschirmen hängend zur Erde. Nutzlastdaten der chinesischen Rakete, mit der das Raumschiff gestartet wurde, deuten laut Nature noch darauf hin, dass das zwischen fünf und acht Tonnen wiegen dürfte. Der von Boeing entwickelte US-Raumgleiter X-37 kommt auf ein Maximalgewicht von fünf Tonnen. Für bemannte Missionen sind beide viel zu klein.

Zu der Mission sind so wenige Informationen verfügbar, weil die Geheimhaltung noch größer war als sonst in China üblich. Gestartet wurde das chinesische Raumschiff im vergangenen August. Ein Video der Hülle, in die es dabei verpackt war, hatte Ausbuchtungen gezeigt, in die kleine Flügel passen würden. Es ist nicht einmal bekannt, ob es sich bei dem Raumfahrzeug um dasselbe handelt, das 2020 gestartet wurde. Das hatte die Erde damals lediglich zwei Tage lang umkreist, jetzt dauerte die Mission mehr als einhundertmal so lang.

Der experimentelle, unbemannte und wiederverwendbare Raumgleiter X-37B der Raumfahrtabteilung der US-Streitkräfte war im November von seiner sechsten Mission zurückgekehrt. Mit seinen 908 Tagen im Orbit hat er dabei einen neuen Rekord aufgestellt. Zusammen waren die beiden gebauten Exemplare damit nun 3774 Tage im Weltraum. Was genau der Raumgleiter im All gemacht hat, war lange geheim, inzwischen gibt es zumindest grobe Angaben. Der Hersteller Boeing hat von einem Experiment zu Solarenergie, einem erfolgreich ausgesetzten Satelliten und mehreren Versuchen für die US-Weltraumagentur NASA in Vorbereitung von interplanetaren Missionen und von permanenten Basen im Weltall gesprochen.

(mho)