App Store: Apples Förderprogramm wird fünf Jahre alt

Mit seiner App "One Sec" nahm der deutsche Entwickler Frederik Riedel am App Store Foundations Program teil. Die Weiterbildungsinitiative wird fünf Jahre alt.

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App Store-Logo und App-Icon von

(Bild: riedel.wtf, Apple / Montage: ho)

Lesezeit: 4 Min.
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Wenn Frederik Riedel ein Problem hat, löst er es gerne mit einer App. Was den 28-Jährigen allerdings von vielen Gleichaltrigen unterscheiden dürfte, ist, dass er die App einfach selbst programmiert, wenn es noch keine für das Problem gibt. So entstand auch "One Sec", eine App, die einem hilft, gegen den sogenannten inneren Schweinehund anzukämpfen. Die Idee kam ihm auf dem Sofa, im Jahr 2020, als der Corona-Lockdown Europa lahmlegte und die einzige einfache Möglichkeit, die Welt zu sehen, die war, in der Timeline von Instagram zu scrollen, erinnert er sich.

Doch Riedel bemerkte das, was fast jeder Nutzer von sozialen Netzwerken schon leidvoll erfahren hat: Die Apps mit ihren endlosen Chroniken sind Zeitfresser. Also entwickelte er "One Sec". Die App, die im Jahr 2022 erschien und alleine in dem Jahr über eine Million Mal heruntergeladen wurde, schaltet sich per Kurzbefehl vor Facebook, Twitter, Instagram und Co. und dient dazu, für einen kurzen Moment zu reflektieren, ob der Gebrauch sozialer Netzwerke wirklich nötig ist. Viele denken dann um und sparen sich die Bildschirmzeit, hat sich der Berliner Entwickler, der aktuell in Barcelona lebt, vom Max-Planck-Institut in einer Studie belegen lassen.

So wie der App-Entwickler Menschen mehr nutzbare Zeit herbeizaubert, verschaffte Apple Frederik Riedel größeren Zuspruch. Der 28-Jährige ist einer von inzwischen 260 deutschen Entwicklern, die am App Store Foundations Program teilnehmen durften. Dessen Teilnehmer werden von Apple ausgesucht. Sie erhalten in Workshops und Gesprächen Feedback und Ratschläge, wie sie ihre Apps monetarisieren, Apples Programmierwerkzeugkasten – die APIs – voll ausschöpfen und auch ihre Apps anschließend besser vermarkten.

Uneigennützig ist das nicht, denn Apple verdient bei Verkäufen, In-App-Käufen und Abonnements im App Store jeweils mit. Nicht wenige kleinere Entwickler, die Hobbyprojekte erstellt haben, sehen im ersten Moment gar nicht, dass sich ihre App auch verkaufen ließe. Für manchen wurde das Hobby so zum Beruf. Und für den App-Store-Betreiber zahlt sich das gleich doppelt aus, weil er damit auch dem Eindruck entgegenwirken kann, dass inzwischen nur noch große Player eine Chance auf Erfolg haben.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Apple selbst. Inmitten der weltweit 1,8 Millionen Apps sowie auf Social Media und anderen Kanälen hervorgehoben zu werden, ist das, was einst im stationären Einzelhandel der beste Platz im Schaufenster war. Aktuell ist "One Sec" gerade wieder zusammen mit vier weiteren Apps in einem Feature über Programme, die den Alltag erleichtern, zu sehen.

"One Sec" gibt es mittlerweile in 19 Sprachen – übrigens ist auch die Lokalisierung ein Tipp, den Apple den jungen Entwicklern gerne auf den Weg gibt – und wird in 91 Ländern aktiv genutzt. Riedel ist für den iPhone-Hersteller aber vorher schon kein Unbekannter gewesen. Gleich fünfmal gewann er den Nachwuchspreis WWDC Scholarship. Vor zehn Jahren, 2013, wurde der Deutsche das erste Mal zur Entwicklerkonferenz WWDC in die USA eingeladen. Außerdem war er im Jahr 2017 Apple Safari Intern und nahm am Apple Entrepreneur Camp teil – kurzum: er erfuhr gleich mehrere der Hilfen, die Apple gerade kleineren und unterrepräsentierten Gemeinschaften zugehörigen Entwicklern zugute kommen lässt.

Das Foundations Program wird in diesem Jahr fünf Jahre alt. Stark vertreten sind darin interessanterweise vor allem Entwickler aus Europa. 1100 zählte Apple bislang auf dem Kontinent. Daniel Matray, Director im App Store, erklärt sich das so: "Europa ist die Heimat einiger der spannendsten Entwicklerinnen und Entwickler der Welt, die innovative Apps entwickeln, die von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt geliebt werden."

Frederik Riedel, jetzt offiziell als Alumni der Weiterbildung geführt, tüftelt schon an der nächsten Version seiner App. Geplant ist eine Notbremse, die bei zu langem Scrollen während der Benutzung einer Social-Media-App aktiv wird. Sein eigener Elan, acht Jahre nach Gründung seiner ersten Firma weiterhin hauptberuflich als App-Entwickler tätig zu sein, scheint hingegen ungebremst.

(mki)