Account-Sharing: Netflix zeigt allen Singles den Mittelfinger

Dass Netflix 4K-Auflösung ans teure Familienabo bindet, konnten Singles dank Account-Sharing verkraften. Eine Frechheit, dass diese Möglichkeit jetzt wegfällt.

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Dallas,,Texas/,United,States,-,05/10/2018:,(photograph,Of,Netflix,Logo

(Bild: Bernardo Ramonfaur/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Netflix geht neuerdings aktiv gegen das Teilen von Passwörtern vor. Das trifft vor allem anspruchsvolle Single-Haushalte, denn sie werden dazu gezwungen, das teure Premium-/Familien-Abo abzuschließen, um Inhalte in 4K-Auflösung (3840 × 2160 Pixel) und hohem Kontrast (High Dynamic Rage, HDR) sehen zu können. Dabei sollte 4K längst Standard sein.

Im Basis-Abo für monatlich 8 Euro gibt es nur eine Auflösung von 1280 × 720 Pixeln, im Standard-Abo für 13 Euro sind es 1920 × 1080 Pixel – und in beiden Abos gibt es keine HDR-Bilder. Die Auflösung packt Netflix zusammen mit einer höheren Anzahl der gleichzeitig nutzbaren Geräte ins Familienpaket: 3840 × 2160 Pixel (4K-Auflösung) und hohe Kontraste gibt es nur im Premium-Abo für monatlich 18 Euro, das vier gleichzeitige Streams erlaubt.

Preisentwicklung der Netflix-Abos in Deutschland: Für 4K-Auflösung und HDR verlangt Netflix immer mehr Geld.

(Bild: heise online)

Ein Kommentar von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware.

Zugegeben: 4,50 Euro pro Monat für ein Netflix-Abo (Premium auf vier Leute aufgeteilt) muten niedrig an. Aber zwischen 18 und 4,50 Euro sollte es einen Mittelweg geben, ohne sich mit alter Technik abgeben zu müssen – zumal ich für 18 Euro ein bisschen mehr erwarten würde, etwa eine höhere Bitrate, aber das ist ein anderes Thema.

Wie wäre es also, wenn man im Jahr 2023 4K als verbreiteten Standard festlegen könnte? Fernseher mit dieser Auflösung gibt es für weniger als 300 Euro – Full HD beziehungsweise 1080p ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß, ganz zu schweigen von 720p im Basis-Abo. So würde Netflix immerhin einen Schritt auf alle Nutzerinnen und Nutzer zugehen.

Die verschiedenen Auflösungen sind allen voran zur Produktsegmentierung da. Dank effizienter Kodierung von Video-Streams und niedrigen Bitraten sind Server nur ein kleiner Kostenpunkt. Aktuell wird er auf etwa 30 Millionen US-Dollar pro Monat geschätzt. Zum Vergleich: Vom Januar bis März 2023 hat Netflix knapp 7,9 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht.

Dieser Tweet ist wie Milch gealtert: "Liebe ist, ein Passwort zu teilen".

(Bild: Twitter)

Halten wir also fest: Seit Jahren steigen die Kosten für Netflix' Standard- und Premium-Abos. Gleichzeitig sinkt das Angebot, weil immer mehr Entertainment-Riesen ihre eigenen Streaming-Plattformen hochziehen (Disney+, Paramount+, …) und die teuren Eigenproduktionen von Netflix sind auch nur selten ein Hit. Jetzt verprellt man die Leute zusätzlich durch das Unterbinden von Account-Sharing. Dabei ist die Not gar nicht so groß: Netflix wächst auch weiterhin, im letzten Jahresvergleich um etwa fünf Prozent auf nunmehr 232,5 Millionen Abos.

Fazit? Ich kündige mein Abo vorerst und werde künftig ein wenig bewusster konsumieren: Netflix nächsten Winter vielleicht einen oder zwei Monate lang abonnieren und da alles Gute "binge-watchen". Mal eben so nebenbei läuft das Abo nicht mehr mit.

Update

Referenz zu AWS entfernt: Netflix greift auf AWS-Dienste zurück, baut aber auch den eigenen "Open Connect" aus.

(mma)