CES: Deutsche Raubkopierer "schuld" an Blu-ray-Entwicklung?

Laut Benjamin S. Feingold, Chef von Columbia TriStar Home Entertainment, lassen sich Kinofilme über den späteren DVD-Verkauf wegen der steigenden Raubkopiereraktivitäten -- vor allem in Deutschland -- nicht mehr finanzieren.

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Von
  • Nico Jurran

Während eines "Blu-ray Updates" im Rahmen der laufenden CES erklärte Benjamin S. Feingold, Präsident von Columbia TriStar Home Entertainment (CTSHE), dass sich Kinofilme über den späteren DVD-Verkauf wegen der steigenden Raubkopiereraktivitäten nicht mehr finanzieren ließen. Zur großen Überraschung der anwesenden europäischen Presse- und Firmenvertreter verurteilte er dabei explizit die in der jüngsten Vergangenheit stark gestiegene Zahlen von DVD-Raubkopien in Deutschland.

Laut Feingold sei es absehbar, dass sich die Ausgaben für große Hollywoodstreifen in Zukunft nicht mehr durch den Verkauf von DVDs hereinholen ließen. Zudem sei der Verkauf von DVD-Playern bereits seit zwei Jahren wieder rückläufig. Wenn die DVD dieses "Verfallsdatum" 2005/2006 erreichten, wäre es Zeit für ein neues Format, mit dem sich dank eines robusten Kopierschutzes wieder Geld verdienen ließe. Entsprechend plane das Studio dann mit der Veröffentlichung der ersten vorbespielten Blu-ray-Discs in Nordamerika zu beginnen.

Allerdings würde damit nicht nur dem Studio ein Gefallen getan, vielmehr erhielte der Konsument im Gegenzug ein neues Disc-Format, welches gegenüber der DVD nicht nur eine Evolution, sondern eine Revolution darstelle. Neben dem hochauflösenden Videobild will sich CTSHE dabei vor allem um eine verbesserte Interaktivität kümmern -- es ginge, so Feingold, um die Schaffung eines "Wow Factors". Eine kurze Demonstration mit einer speziellen Version von "Stuart Little II" sollte hiervon einen Eindruck vermitteln, was allerdings nicht so recht gelang. Zwar waren die Menüs hier interessanter als bei Video-DVDs gestaltet, Ähnliches konnte man aber schon bei DVD-Titeln sehen, deren DVD-ROM-Part für PCs mit installierter Middleware "PC Friendly" gestaltet wurden.

Passend zu Feingolds Lobeshymnen auf Blu-ray bestätigte Dr. Paul Liao, CTO von Matsushita USA, dass man sich bei der Entwicklung der Blu-ray-Disc strikt an die Vorgaben aus Hollywood gehalten habe. Unter anderem kommt daher eine 128-Bit-AES-Verschlüsselung zum Einsatz sowie die von DVD-Audio bekannte "Renewable Key"-Technik, die es erlaube, einen kompromittierten Schlüssel für die Zukunft zu sperren beziehungsweise zu ersetzen.

In einem anschließenden Gespräch bestätigte Benjamin S. Feingold gegenüber heise online, dass man mit der Veröffentlichung der ersten vorbespielten Blu-ray-Disc in Europa ebenfalls 2005/2006 -- kurz nach der Markteinführung in den USA -- beginnen wolle. Sicher sei, dass diese Discs wie die DVD generell mit einem Regionalcode versehen werden, der eine Wiedergabe außerhalb des vom Studio bestimmten Gebietes verhindern soll. Columbia TriStar Home Entertainment wolle sich im Gegenzug darum bemühen, Blu-ray-Discs zeitnah oder gar zeitgleich in der ganzen Welt einzuführen. Dies haben wir allerdings in der Vergangenheit bereits bei der DVD des Öfteren gehört.

Während mit einem verbesserten Regionalcode-System zu rechnen sei, ist laut Feingold noch keine endgültige Entscheidung darüber gefallen, ob die Position des Players zusätzlich über eine Breitband-Verbindung überprüft werde wie dies bei den DVD-ROMs mit HD-Videos von Artisan und Microsoft bereits geschieht. Diese Möglichkeit bestehe jedoch, zudem Dr. Paul Liao angekündigt hatte, dass man Blu-ray-Geräte mit Breitbandanschluss versehen wollte, um darüber HD-Sendungen beziehen zu können.

Aussagen zur Haltung anderer Filmstudios wollte Feingold nicht machen, gab sich aber zuversichtlich, dass alle auf den Blu-ray-Zug aufspringen werden, wenn dieser erst einmal Fahrt aufgenommen habe. Eine Unterstützung von HD-Formaten mit rotem Laser und effizienteren Kompressionsverfahren schloss er aus -- diese würden nur Verwirrung bei den potenziellen Konsumenten stiften. (nij)