Irland: Kleinstadt einigt sich auf Smartphone-Absage für Grundschulkinder

Elterninitiativen in Greystones sind sich einig, dass Kinder unter 11 Jahren keine Smartphones bekommen. Das ist freiwillig und richtet sich gegen Gruppenzwang.

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(Bild: VSFPHoto/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In einer irischen Kleinstadt haben sich die Elterninitiativen aller acht Grundschulen auf eine freiwillige Absage an Smartphones für dort lernende Kinder geeinigt. Damit soll dem Gruppenzwang entgegengewirkt werden, der dafür sorgt, dass Kinder unter 11 bis 12 Jahren bereits ein Smartphone wollen, schreibt die Irish Times.

Mit dem "No smartphone voluntary code" wolle man dafür sorgen, dass die Mehrheit der Kinder erst auf den weiterführenden Schulen solche Geräte bekommt. Den Verantwortlichen geht es dabei explizit nicht um eine Absage an die Mobiltelefone an sich und sie haben auch nichts gegen die Benutzung unter Aufsicht, aber sie wollen die Kinder von Apps wie Snapchat, Instagram, WhatsApp, TikTok und Discord verschonen, zitiert die Zeitung.

Bei dem Schritt handelt es sich nicht um die erste konzertierte Aktion, mit der an Schulen gegen die große Verbreitung von Smartphones und Social-Media-Apps vorgegangen wird, aber die Zusammenarbeit einer ganzen Stadt dürfte eine Premiere sein. Laut Irish Times geht die Vereinbarung auf eine Initiative namens "It takes a village" zurück, bei der Organisationen kooperieren, um das Wohlbefinden der Kinder in Greystones zu verbessern. Daran beteiligen sich die Leiterinnen und der Leiter aller Grundschulen in Greystones.

Die Smartphone-Absage ist jetzt der jüngste Teil der Arbeit. Angestoßen wurde sie demnach, als erkannt wurde, dass Kinder in der Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern vermehrt unter Angststörungen litten und das nicht allein durch die Pandemie erklärt werden könne.

Angesichts von Befürchtungen, dass Smartphones Ängste unter Kindern schüren und sie dort auf Inhalte für Erwachsene stoßen, hätten sich Elterninitiativen für eine gemeinsame Abwehrfront entschieden, erklärte der Guardian. Wenn sich alle an die Abmachung halten, falle es Eltern leichter, ihren eigenen Kindern nein zu sagen, wenn es um das erste Smartphone gehe, zitiert die englische Zeitung eine Mutter. Die Vereinbarung sieht demnach vor, dass Grundschulkinder weder dort noch zu Hause oder irgendwo anders Smartphones bekommen. Das solle den Gruppenzwang verringern und selbst wenn nicht alle mitmachen, könnte es in den Diskussionen mit den Kindern helfen, so die Hoffnung. Eltern würden das lieben, denn nun könnten sie der Schule die Schuld für die Ablehnung des Wunschs nach dem Smartphone zuschieben.

Angeführt wurde die Initiative laut Bericht von der Schulleiterin Rachel Harper. Die Kindheit werde kürzer und kürzer, meint diese und verweist darauf, dass inzwischen schon neunjährige ein eigenes Smartphone verlangen würden. Zwar seien die Geräte an Grundschulen bereits untersagt gewesen, man habe die Auswirkungen von sozialen Netzen auf die Kinder aber trotzdem bemerkt.

Die Smartphone-Absage hat in Irland für Aufmerksamkeit gesorgt und Gesundheitsminister Stephen Donnelly hat bereits dafür plädiert, etwas Ähnliches landesweit umzusetzen. In den USA hatte erst wenige Tage vorher der Surgeon General vor Gesundheitsrisiken durch Social Media für Kinder gewarnt und Politik, Industrie sowie Gesellschaft aufgefordert, mehr zu unternehmen, um sie zu schützen.

(mho)