EU genehmigt milliardenschwere Förderung für Mikroelektronik

Europa will bei Halbleitern unabhängiger von China und den USA werden. Dazu hat die EU ein großes Förderprogramm genehmigt. Viele Projekte sind in Deutschland.

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(Bild: Maksim Shmeljov/Shutterstock.com)

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Um bei der Entwicklung von Mikroelektronik und Chips unabhängiger von den USA und China zu werden, hat die EU ein milliardenschweres Beihilfeprogramm genehmigt. Damit sollen Dutzende Projekte, viele davon in Deutschland, möglich werden, umriss EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Donnerstag in Brüssel die Pläne. Mikrochips seien das Rückgrat der Wirtschaft, Europa müsse hier die eigenen Fähigkeiten erhöhen. "Wir müssen Pioniere werden", sagte Vestager laut Bericht der Nachrichtenagentur dpa.

Im Rahmen des sogenannten "Important Projects of Common European Interest" (IPCEI) für Mikroelektronik werden nach EU-Angaben Gelder in Höhe von 8,1 Milliarden Euro genehmigt. Zusätzlich investierten private Unternehmen noch einmal bis zu 13,7 Milliarden Euro, so dass sich das Investitionsvolumen auf rund 21,8 Milliarden Euro belaufe. An dem Projekt beteiligen sich neben Deutschland 13 weitere EU-Staaten.

Zahlreiche der Projekte und Partner, die von dem Programm profitieren, sitzen in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dankte der EU-Kommission für die Entscheidung. Die Projekte stärkten den Mikroelektronik-Standort Deutschland und seien ein wichtiger industriepolitischer Meilenstein, erklärte er in Berlin.

Deutschlandweit sind 31 Projekte in 11 Bundesländern beteiligt. Die Zahl ist mit den europaweit 68 Projekten, von denen die EU-Kommission spricht, nicht unmittelbar vergleichbar, schreibt die dpa. So rede das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) von rund 100 Projekten europaweit. Das liege dem Ministerium zufolge an unterschiedlichen Zählweisen: Während die EU-Kommission Rechtseinheiten aufliste, zähle das Wirtschaftsministerium unterschiedliche Projekte von Firmen wie Bosch oder Infineon einzeln. Nach Zählweise der EU-Kommission komme man für Deutschland auf 23 Förderprojekte.

Die Gesamtförderung in Deutschland solle sich auf 4 Milliarden Euro belaufen. Laut BMWK werden dabei 70 Prozent durch den Bund und 30 Prozent durch die Länder bereitgestellt. Die EU-Kommission muss wichtige nationale Förderprojekte genehmigen, damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen den EU-Staaten kommt. Zusammen mit den Investitionen der Privatwirtschaft sollen in Deutschland so 10 Milliarden Euro in Chips made in Germany fließen.

Neben großen Unternehmen seien in Deutschland auch kleine und mittelständische Unternehmen, sowie Start-ups beteiligt. Viele Projekte gibt es nach einer Übersicht des BMWK in Bayern und Sachsen. Geförderte Unternehmen werden demnach unter anderem Infineon mit Standorten in Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen sein sowie Bosch mit Standorten in Baden-Württemberg und Dresden. Die Projekte reichen von der Materialherstellung über das Chipdesign bis zur Erstellung von neuen Produkten und Anwendungen.

Laut BMWK soll das Programm vor allem in den Bereichen helfen, in denen Europa zum Teil technologisch abhängig von Drittstaaten geworden ist. Man gehe davon aus, dass die geförderten deutschen Unternehmen zusätzlich private Investitionen in Forschung und Entwicklung, Produktionsanlagen und Gebäude im zweistelligen Milliardenbereich umsetzen werden. Gleichzeitig würden durch die nationalen Projekte mehr als 4.000 direkte neue Arbeitsplätze geschaffen.

(axk)