Bonify-App: Schufa will über Negativ-Einträge im Score benachrichtigen

Wenn die Auskunftei Schufa einen negativen Eindruck vornimmt, sollen Verbraucher davon künftig erfahren, sofern sie sich bei der Bonify-App registrieren.

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(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Die Wirtschaftsauskunftei Schufa will Verbraucher künftig von sich aus benachrichtigen, wenn diese einen Negativ-Eintrag in ihrem Bonitätsscore erhalten. Das kündigte die Schufa-Vorstandsvorsitzende Tanja Birkholz in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit an. Voraussetzung sei, dass sich Nutzer bei der seit vergangenem Jahr zur Schufa gehörigen App Bonify registriert haben. Ebenfalls solle es für registrierte Bonify-Nutzer noch in diesem Jahr kostenlose Auskunft über den aktuellen Schufa-Score geben. Bis Ende des Jahres werde diese Funktion eingerichtet sein, sagte Birkholz.

Zugleich sollen Nutzer der Schufa ab 2024 über die App auch Zugang auf Girokonto-Daten ermöglichen können, damit sich ihre Bonität besser einschätzen lasse. "Wenn überhaupt, wird es ums Einkommen gehen. Ob jemand Geld an Greenpeace spendet oder sich für eine Partei engagiert, ist für die Bonitätsbewertung irrelevant", führte Birkholz aus. Man werde ein transparentes Angebot unterbreiten, Zugriff auf Kontodaten gebe es nur bei Einwilligung der Nutzer. Birkholz sprach auch davon, dass es immer wieder Beschwerden von Menschen gebe, die sich falsch eingeschätzt fühlten, weil die Schufa zu wenig Daten verwende.

Schufa-Kritiker wie die Vereine Open Schufa und Finanzwende halten von diesem Kontoeinblick gar nichts. In einer Petition sprich etwa Finanzwende davon, dass die Schufa mit der Aussicht auf bessere Kreditwürdigkeit Verbraucher dazu verführe, sensible Kontoinformationen zu liefern. Das sei ein "trojanisches Pferd". "Die Schufa könnte Menschen künftig dank zusätzlicher Kontoinformationen noch intensiver durchleuchten und würde damit mächtiger", beklagt Finanzwende. Echte Transparenz wäre es, würde die Schufa den Algorithmus zur Berechnung der Bonitätsscores offenlegen.

Auf die Frage nach Offenlegung der Berechnungsverfahren sagte Birkholz den Zeit-Journalisten: "Wenn alle Auskunfteien ihre Algorithmen offenlegen, können wir darüber reden." Ebenfalls bestritt sie, dass die Auskunfteien mit weniger Nutzerdaten arbeiten könnten. "Natürlich könnten Unternehmen jedem, der es möchte, einfach so einen Kredit gewähren. Nach unseren Berechnungen würden dann aber zwölf Prozent aller Kredite ausfallen", so die Schufa-Chefin.

Bereits 2021 hatte die Schufa mit dem Projekt "Check Now" Zugriff auf Girokontodaten nehmen wollen und damit für einen Skandal um Dark Patterns gesorgt, inklusive breiter Kritik von Datenschützern. Birkholz bezeichnete das Projekt als Fehler: "Wir haben nicht genug darauf hingewiesen, dass wir Kontodaten auswerten und speichern, wenn die Nutzer ein Häkchen auf der Website unserer Partner anklicken."

(axk)